Resümee über Schlossfestspiele 2023:
Ist das Kunst oder kann das weg?

Die Thurn und Taxis Schlossfestspiele für dieses Jahr sind abgespielt. Vermutlich noch nie war der Presserummel größer. Die allgemeine Kritik an der rechtspopulistischen Milliardärin Gloria von Thurn und Taxis erreichte auch den letzten Winkel der Republik. Spiegel und Süddeutsche berichteten, ebenso Bild, Bunte und Gala. Es gab zahlreiche Gegenaktionen, aber auch die erwartete offene Unterstützung aus dem rechten Lager. Zeit für einen Rück- und Ausblick.

DGB-Jugend Demonstrationszug

Demonstrationszug der DGB-Jugend, Foto: Herbert Baumgärtner

Aufstand der Zivilgesellschaft

DGB-Jugend

„Thurn und Taxis … ab in die Galaxis!“, mit diesem Slogan rief die DGB-Jugend am Tag der Eröffnung der Schlossfestspiele zum Protest auf. Aus dem Aufruf:

„Konnte man vor einigen Jahren Gloria von Thurn und Taxis’ Weltbild und Äußerungen noch mit Fremdscham begegnen, reicht dies mittlerweile nicht mehr aus.

Unübersehbar ist aus Gloria zwischenzeitlich eine rechtsradikale Propagandistin und Aktivistin geworden, die mit verschwörungsideologischen Erzählungen – zu denen etwa auch eine ordentliche Portion Antisemitismus gehört – versucht, Politik zu machen.“

Der Protestzug führte vom Bahnhof direkt am Eingang zu den Schlossfestspielen vorbei zur Schlusskundgebung am Emmeramsplatz. Rund 300 Menschen folgten dem Aufruf.

Interessant waren die Begegnungen von Demonstrierenden und Schlossbesuchenden. Einige Damen- und Herrschaften in Abendgarderobe versuchten sich zu rechtfertigen: Es gehe ihnen um die Kunst, sie hätten die Karten geschenkt bekommen …

Der Großteil reagierte jedoch entweder gar nicht oder bemühte sich, die Aussagen der rechtspopulistischen Milliardärin mit der Meinungsfreiheit zu entschuldigen. Dass Meinungsfreiheit nicht die Beleidigung und Herabwürdigung von homosexuellen Mitmenschen und Hetze gegen Geflüchtete beinhalte, wollten sie nicht gelten lassen.

Gespräche zwischen Demonstrierenden und Schlossfestbesuchenden

Gespräche zwischen Demonstrierenden und Schlossfestbesuchenden , Foto: Herbert Baumgärtner

Letzte Generation

Doch damit war die „Belästigung“ der Besuchenden der Eröffnungsveranstaltung noch nicht vorbei. Mit offensichtlichem Bezug auf die klimawandelleugnenden Aussagen der Schirmherrin klebte sich eine Aktivistin der Letzten Generation während Mozarts Zauberflöte an der Bühnendekoration fest. Sie begründete Ihre Aktion mit den Worten:

„Ich bin Musikerin und eigentlich wäre es mein Job euch zu verzaubern – so wie das Orchester hier. Aber mein Job ist in Gefahr. Denn welche Rolle wird Kunst – wird Musik – spielen, wenn wir um Trinkwasser kämpfen? Wer wird Geld in Theater investieren, wenn wir mit Ernteausfällen zu kämpfen haben. Wovon soll ein Orchester bezahlt werden, wenn wir nach einer Flut ganze Regionen wieder aufbauen müssen? Die Zauberwelt, in die wir heute Abend hier fliehen, ist akut bedroht! Wir sind die letzte Generation, die eine Eskalation der Klimakrise noch abwenden kann.”

Ist das Kunst oder kann das weg 3

Statement der Letzten Generation über die Protest-Aktion während der Schlossfestspiele, Screenshot aus Twitter

Fridays for Future

Anderntags gestalte Fridays for Future eine Gegenveranstaltung unter dem Motto „GLORIA WEGBASSEN!“. Von Bass war zwar wenig zu hören, aber dafür umso mehr von viel selbstgemachter Musik. Die Krönung war jedoch ein kleines Kabarettkunststückchen, in dem die Regensburger TVA-Klatschreporterin Petra Stikel die Schlossfrau interviewt. Diese lässt ein Sammelsurium ihrer einschlägigen Aussagen vom Stapel, die von rechter und rechtsextremer Seite gerne als „Wahrheiten“ bezeichnet werden. Hier der Mitschnitt des Sketches:

Übrigens versuchte das Ordnungsamt im Vorfeld die Kundgebung mit der Begründung zu verhindern, es handele sich bei „GLORIA WEGBASSEN!“ um keine politische Veranstaltung, sondern bloß um „Unterhaltung“.

Giovanni Zarrella

Sonntags kam der Protest von Seiten der auftretenden Künstler*innen. Sänger Giovanni Zarrella drapierte seinen Mikrofonständer mit einer Regenbogenfahne, strich den Song „Gloria“ aus dem Programm und sang dafür das Lied „Regenbogenfarben“ der lesbischen Sängerin Kerstin Ott, in dem es heißt:

„Er und Er, zwei Eltern die ihr Kind zur KITA bring’n
Sie und Sie tragen jetzt den gleichen Ring
Alles ganz normal“

Von der Bühne herab in Richtung der queerfeindlichen Milliardärin Gloria von Thurn und Taxis, die zusammen mit der AfD und dem Verein „Demo für Alle“ gegen die gleichgeschlechtliche Ehe auf die Straße ging, sagte er:

“Liebe sollte ohne Ketten sein. Sie sollte frei sein. Und man sollte lieben können, wie man möchte, und nicht nur hier in Deutschland, sondern überall auf der Welt.”

Screenshot der Bild-Homepage über Zarrellas Protestaktion

Zarrellas Protestaktion mit Regenbogenfahnre, Screenshot von Bild-Homepage

Aufbruch

Den Abschluss des Protestreigens gestaltete die Gruppe Aufbruch. Sie veranstaltete ein satirisches Bällewerfen, um zu zeigen „dass man keine 100 € für eine Eintrittskarte zahlen muss, um Spaß zu haben“. Als Ziel dienten Dosen der Brauerei „Schloss“, auf denen das Konterfei der Milliardärin aufgeklebt war.

Auch die Polizei sorgte für eine Menge „Spaß“. Sie konfiszierte einen Einkaufswagen, in dem offensichtlich das Dosenbier transportiert worden war, als „Fundsache“ und nahm die Personalien aller Demonstrationsteilnehmenden auf, die sich ein Dosenbier genommen hatten. Vorwurf: „Fundunterschlagung“. Eine Person wurde sogar komplett gefilzt – wegen eines „herrenlosen“ Dosenbiers im Wert von 39 Cent.

Begründung der Gruppe Aufbruch für ihren Protest:

„Die “Fürstin” Gloria von Thurn und Taxis, die Inhaberin des Veranstaltungsort der Thurn und Taxis Schlossfestspiele, tätigt unermüdlich Aussagen, die eindeutig rechts, erzkonservativ oder antifeministisch sind.

Ob sie nun Flüchtlinge als Bedrohung stilisiert, den Kindesmissbrauch der katholischen Kirche verharmlost, den menschengemachten Klimawandel leugnet oder Homosexualität als Sünde betitelt, diese Liste ließe sich ewig fortführen.

Unserer Meinung nach, dürfen Menschen, vor allem wenn sie eine große öffentliche Aufmerksamkeit genießen, nicht konsequenzlos rassistische, homophobe und generell menschenfeindliche Aussagen tätigen.“

Die Polizei versuchte auch hier, wie das Ordnungsamt bei Fridays for Future, die Veranstaltung mit der Behauptung zu unterbinden, sie sehe keine „politischen Inhalte“, sondern nur „Unterhaltung“. Zahlreich aufgehängte Plakate mit Zitaten der Rechtspopulistin und entsprechender Kritik wurden von den Beamten offenbar geflissentlich übersehen.

Eine Demonstrantin schmeißt auf Dosen der Marke Schloss mit Aufdrucken von Gloria von Thurn und Taxis

Fröhliches Schlossbierschmeißen, Foto: Herbert Baumgärtner

Rechtsgewendete Kabarettprominenz und rechter Pöpel

Lisa Fitz

Die Schlossherrin auf der Gegenseite versuchte offenbar ihrem Event den Anschein großer, allgemeiner Akzeptanz zu geben. Ihre Wahl fiel dabei ausgerechnet auf die Kabarettistin Lisa Fitz.

Diese war unter anderem als sporadisch Mitwirkende in Dieter Hildebrandts Kabarettsendung „Scheibenwischer“ bekannt geworden. Spätestens jedoch durch ihre Teilnahme am RTL-Trash-Format „Dschungelcamp“ 2004 hatte sie ihre Reputation als ernsthafte Künstlerin verloren und scheint inzwischen ihren Platz in der Schwurbler- und Querdenkerszene gefunden zu haben. 2018 veröffentlichte sie den Song „Ich sehe was, was Du nicht siehst“. Darin heißt es:

„Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern.
Wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn.
Rothschilds, Rockefeller, Soros & Consorten,
die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten“

Sogar die rechtskonservative Tageszeitung „Die Welt“ musste vermelden, Fitz „bediene antisemitische Verschwörungstheorien“. Der Redakteur der Süddeutschen Zeitung Johann Osel schrieb, Fitz spiele „in ihren Texten auch auf einer rechtspopulistischen Klaviatur“.

2021 machte sie Furore mit der Falschbehauptung, es gäbe in Europa rund 5000 Impftote. Sie stützte sich dabei auf einen Antrag, den die rechtsextreme Le-Pen-Partei Rassemblement National ins Europaparlament eingebracht hatte.

Lisa Fitz ist jedoch nicht aus freien Stücken oder allein zwecks der Kunst gekommen, sondern auf ausdrückliche Einladung der Schlossherrin, die vermutlich nicht nur einen kostenlosen Eintritt, sondern auch andere Gefälligkeiten beinhaltet haben dürfte. Freimütig erklärte Fitz gegenüber einer Klatschreporterin des Privatsenders TVA, die sie vor dem Start der Zauberflöte im Schlosshof interviewte:

„TVA: Wie kommt‘s, dass Sie heute da sind?

Lisa Fitz: Ich bin da, weil mich die Fürstin höchstpersönlich eingeladen hat. Und sie hat meine Telefonnummer von jemand anderes erfragt, mich eingeladen, und schon mal vor Wochen, da konnte ich nicht, zum Essen, und heute kann ich. Wir wohnen ja in Niederbayern, also die Strecke ist machbar. Das sind so eineinhalb Stunden, wir sind durchgekommen ohne Klimakleber und andere Irre.“

Frau Gloria von Thurn und Taxis leugnet bekanntlich den menschengemachten Klimawandel. 2019 meinte sie, es herrsche in der Klimadebatte eine „systematische Irreführung“. Sollte es demnächst zu einem gemeinsamen Abendessen kommen, dürften sich die Milliardärin und die Kabarettisten schon allein beim Klimathema ausgezeichnet verstehen.

Monika Gruber

Und eine zweite, bekannte Kabarettistin besuchte die Schlossfestspiele, Monika Gruber. Sie hat inzwischen ebenso wie ihre Kollegin Lisa Fitz offenbar den Weg von halbwegs links nach solide rechts gefunden. Diesen Sommer organisierte sie eine Kundgebung in Eching, bei der sogar Ministerpräsident Markus Söder als zu „links“ ausgebuht wurde, während Schlussredner Hubert Aiwanger mit seinen rechtspopulistischen Tiraden reüssieren konnte.

Auch Monika Gruber trat wie einstens ihre Kollegin Lisa Fitz in einer linken Kabarettsendung auf, in dem ZDF-Format „Die Anstalt“. Inzwischen wurde sie wegen ihrer gender- und transfeindlichen Aussagen selbst zur Zielscheibe eben dieser „Anstalt“, siehe Sendung vom 11.07.2023. In ihrem Webshop vertreibt sie eine Fußmatte mit der Aufschrift: „Genderfreie Zone – Wer gendert braucht gar ned erst klingeln!“. Auf Instagram hetzt sie gegen die „rotgrüne Mischpoke“, die den Gesetzentwurf zur Neuregelung von Transrechten „in einer Nacht- und Nebelaktion“ durchwinken werde. Menschenrecht war früher, jetzt steht die Kabarattistin offenbar streng auf rechtspopulistischer, genderfeindlichen AfD-Linie.

Auch bezüglich Gloria von Thurn und Taxis vollzog die Kabarettistin eine erstaunliche Wendung. Vor gut einem Jahrzehnt hatte sie noch über die Milliardärin gehöhnt:

„Aber kommen wir zum deutschen Adel. Dort gibt es ja auch ein Haufen Mentalasketen. Prominentestes Beispiel: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Immer, wenn man glaubt, dass sie sich mit ihrer letzten Äußerung endlich einen Vormund verdient hat, da holt sie einfach noch ein Ass aus dem Ärmel, wie jetzt wieder kürzlich bei Gottschalk live [Einblendung von Gloria von Thurn und Taxis aus Gottschalk Live, 08.04.2012]: „Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde es sehr schade, dass es keine Zwangsheirat mehr gibt“. Sie selber kommt ja auch von der Unvermittelbaren-Fraktion, da kann so ne schöne Zwangsheirat schon helfen – oder eine Zwangsjacke. In Ihrem Fall kann man die intellektuelle Fehlleistung möglicherweise auch auf die Ernährung schieben. Immerhin ist sie die einzige Vegetarierin, die auch bedenkenlos eine Currywurst essen kann [Einblendung von Gloria von Thurn und Taxis aus Gottschalk Live, 08.04.2012]: „Aber vielleicht ist ja die Currywurst gar nicht aus Fleisch, sondern aus Blumen“. Ja und die kann man dann auch rauchen, die Currywurst. Schaut‘s, liebe Kinder daheim, das kommt davon, wenn der Papa auch der Bruder ist, gell, nicht nachmachen!“

Heute unterstützt Monika Gruber offen die „Mentalasketin“ Gloria von Thurn und Taxis. Aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 23.07.2023:

„Am Sonntagabend beschloss dann Italo-Superstar Eros Ramazzotti die Festspiele. Ehrengast: Monika Gruber. „Man fühlt sich wie im Märchen“, sagte Gruber zur MZ „Ich bin schon nervös, weil ich meinen Jugendhelden Eros sehen darf.“ Sie und Gloria seien ein bisschen unbequem: „Ich unterstütze jede Frau, die sich traut, ihren Mund aufzumachen“, schloss Gruber.“

Screenshot aus der Mittelbayerischen Zeitung, Gruber neben der von ihr einstens als "Mentalasketin" aus der Fraktion der "unvermittelbaren" bezeichneten Rechtspopulistin

Gruber neben der von ihr einstens als “Mentalasketin” aus der “unvermittelbaren Fraktion” bezeichneten Rechtspopulistin, Screenshot aus Mittelbayerische Zeitung

Rechter Pöbel

Schon die beiden rechtsgewendeten „Ehrengäste“ Fitz und Gruber belegen, welche Bevölkerungskreise sich von den Schlossfestspielen angesprochen fühlen. Doch auch eine Vielzahl einschlägiger Kommentare, die uns als Reaktion auf die Proteste erreichten, beschreiben unzweideutig die Gemütslage von Fans der Schlossfestspiele und ihrer Schirmherrin.

Ein „Martin Henkel“ schreibt:

„Ihr seid doch alle nicht ganz sauber! Statt Euch um grundlegende Probleme in unserem Land zu kümmern, habt Ihr nichts anderes zu tun, als dumm daher zu schwafeln. Wahrscheinlich geht Euch beim Betrachten Eurer Gendersternchen noch einer ab.“

Eine „Christine Vollmer“ ergänzt:

„Also ich werde extra aus BaWü anreisen, um die Fürstin zu unterstützen, denn wenn ihr die Wahrheit nicht vertragt, wird immer gleich die rechtsextreme Schiene gefahren. Sie verharmlost nichts und die Flüchtlinge sind eine Bedrohung. Ihr Scheinligen habt immer nur eine große Fresse, aber kriminelle Flüchtlinge würdet ihr in eurem Zuhause nicht aufnehmen.“

Und schließlich lässt ein gewisser „Chris“ wissen:

„Servus linke Hetzer,

mit solchen Aktionen kommt Ihr Euch gut und wichtig vor! Dabei ist die Fürstin eine der wenigen Personen, die in der Öffentlichkeit steht und sich traut die Missstände in unserem Land offen anzusprechen.

Dabei seid Ihr die eigentlichen Hetzer, die unsere Gesellschaft mit Ihrer linksgrünen Ideologie spalten und gefährden. Und alle, die sich dem nicht unterordnen wollen werden von Euch angegriffen!!!

Ich kann nur hoffen das die Fürstin ihre Positionen weiter so klar vertritt und das sich so wenige Leute wie möglich von Euren Hetzattacken abhalten lassen die Veranstaltungen im Schloss zu besuchen!

Frei nach dem Motto “Go woke, go broke!”

Es muss leider konstatiert werden: Die Schlossfestspiele unter der Schirmherrschaft von Gloria von Thurn und Taxis sind inzwischen zu einem Symbol und Treffpunkt der rechtspopulistischen Szene geworden.

Hochkultur?

Zur Verteidigung der Schlossfestspiele wird regelmäßig angeführt, es handele sich dabei um ein „absolutes Highligt des Jahres“, um „hochkarätige Kultur“. Stimmt das?

Die Spiele 2023 begannen mit der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, sicher ein Stück Weltliteratur. Doch das Orchester erklang nicht unmittelbar, sondern wurde aus einem separaten Raum übertragen. Ein klassisches Orchester aus dem Lautsprecher? Ist das Hochkultur?

Die Örtlichkeit war nicht, wie bei anderen Festspielen durchaus üblich, in das Bühnenbild szenisch integriert. Stattdessen diente eine riesige, hässliche Plastikkuppel als immergleiche Kulisse.

Der Sänger Giovanni Zarrella zeigte immerhin Rückgrat, aber sind Schlager Hochkultur?

Es folgten zwei Cover-Konzerte, ein Abklatsch von Michael Jackson: „The Michael Jackson Tribute Show“, und ein Abklatsch berühmter Soulsänger*innen: „The Queens of Soul“.

Mit Alphaville und Simply Red stand zweimal Soft-Pop auf dem Programm. In der Presse hieß es, das Publikum hätte zum Teil in den Stuhlreihen getanzt. Das mag ein eigenartiges Gefühl sein zu versuchen, auf wenigen Quadratzentimetern abzutanzen. Ein Open Air ohne Bestuhlung wäre sicher ein geeigneter Ort für diese Art Musik gewesen.

Der Tenor Jonas Kaufmann musste absagen. Er hätte eine Operngala geboten, also ein Abspulen unendlich oft gehörter Opernschlager. Hochkultur?

Was dann folgte kann nur als maximaler Tiefpunkt bezeichnet werden, als Abklatsch vom Abklatsch. Es spielte nicht „Earth Wind & Fire“, sondern eine Mogelpackung namens „Earth, Wind & Fire Experience“. Und nicht einmal das Feigenblatt-Mitglied der Originalformation Al McKay war dabei. Es heiße ja auch im Untertitel „by Al McKay“ und nicht „with“, versuchte der schlitzöhrige Veranstalter Söll sich herauszureden, wie sogar die der Schlossherrin treu ergebene Mittelbayerische Zeitung (siehe unten) berichten musste. Eigentlich müsten die Zuschauenden wegen der offensichtlichen Irreführung ihr Geld zurückverlangen.

Sonntags gab es wieder Soft-Pop von Eros Ramazzotti. Wir fassen zusammen:

  • Orchestermusik aus Lautsprechern

  • Einmal Schlager

  • Dreimal weichgewaschener Mainstream-Pop

  • Zweimal Abklatsch und einmal Abklatsch vom Abklatsch

Was bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen geboten wird, ist sicher gute Unterhaltung, ein „kulturelles Highlight“ ist es aber mitnichten. Während bei anderen Schlossfestspielen, beispielsweise den Schlossfestspielen Ettlingen oder Heidelberger Schlossfestspielen, das örtliche Theater die künstlerische Leitung inne hat und eigene Inszenierung speziell für die Spiele entwickelt, ist das Programm der Thurn und Taxis Schlossfestspiele reines, auf Kommerz ausgerichtetes Tourneetheater ohne örtlichem Bezug und ohne künstlerische Botschaft. Konzeptlos und plump setzt Veranstalter Odeon Concerte lediglich auf bekannte Namen bzw. deren Mogelpackungen.

Ist das Kunst oder kann das weg 7

Cover statt Kunst, Screenshot aus Mittelbayerischen Zeitung

Ein Fall für den Presserat: Mittelbayerische Zeitung

Die Zivilgesellschaft hatte sich vollständig von den Schlossfestspielen und insbesondere von deren Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis distanziert. Nicht nur Vertreter*innen aller Parteien – natürlich mit Ausnahme der AfD – nahmen Abstand (siehe dazu unser Bericht), sondern auch in einem weiteren offenen Boykottaufruf über 100 Künstler*innen.

Selbst der bisherige Generalsponsor BMW kündigte an, seine Unterstützung zukünftig an Bedingungen zu knüpfen und distanzierte sich ausdrücklich von Äußerungen der Schlossherrin. (Nachtrag: Inzwischen hat BMW sein komplettes Engagement bei Thurn und Taxis zurückgezogen, siehe: Thurn und Taxis Schlossfestspiele: BMW Regensburg steigt als Sponsor aus)

Leider ist das städtische Monopolblatt „Mittelbayerische Zeitung“ (MZ) diesem Beispiel nicht gefolgt, im Gegenteil. Die Berichterstattung über die Schlossfestspiele und insbesondere über die rechtspopulistische Milliardärin verließ die Grenzen seriösen Journalismus vollkommen und kann nur als reine PR beschrieben werden, oder genauer, als Hofberichterstattung.

Über die tendenziöse Darstellung des Boykottaufrufs berichteten wir bereits. Von der MZ-Journalistin Katharina Kellner wurde suggeriert, hinter dem Aufruf stehe kein Bündnis, sondern nur ein einzelner. Dieser einzelne wurde sodann nach Kräften angeschwärzt, er sei „umstritten“, er sei „nicht für voll zu nehmen“, wie der wegen Bestechlichkeit verurteilte Oberbürgermeister Wolbergs genüsslich zitiert wurde. Die tatsächlichen Vorwürfe gegen die rechtspopulistische Milliardärin dagegen wurden mit keinem Wort erwähnt.

Motorräder im Schloss

Während der Inhalt des Boykottaufrufs der Mittelbayerischen Zeitung offenbar keine Zeile wert war, sind es belanglose Aktivitäten der Milliardärin umso mehr. So berichtete die Zeitung am 23.05.2023, Frau von Thurn und Taxis habe eine Gruppe Motorradfahrende empfangen. Ein großes Bild und die wichtige Information, Gloria von Thurn und Taxis sei „auf ihrer kleinen Monkey“ auch dabei, krönten den Artikel.

Darüber, dass Hauptsponsor BMW am 11.05.2023 dem Spiegel gegenüber ankündigt hatte, zukünftig die Schlossfestspiele wegen der problematischen Schirmherrin nur noch unter Bedingungen zu unterstützen, fand sich in der MZ nichts.

Surfen

Am 11.07.2023 berichtete das Blatt ausführlich über Surfversuche der „Fürstin“, wie sie untertänigst von MZ-Redakteur Benedikt Baumgärtner gleich fünf Mal im Text genannt wird. Nebenbei: Adelstitel sind Dank Weimarer Verfassung seit 1919 abgeschafft. Seriöse Journalist*innen verwenden diese nicht mehr. Der Artikel startet so:

„Die Sonne schimmert auf der Donau, spiegelglatt liegt der Fluss vor Matting. „Ideale Bedingungen, vor allem für Einsteiger“ beim eFoil Fahren seien das, sagt Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Als sie selbst auf das fliegende, mit einem Elektromotor ausgestattete Board steigt, ist schnell ersichtlich: Die Fürstin ist eine Fortgeschrittene. Sicher fliegt Fürstin Gloria von Thurn und Taxis über die Donau, elegant zieht sie Kurven.“

Kurz zuvor am 01.07.2023 wurde für die Thurn und Taxis Schlossfestspiele eine 4-seitige Annonce in der Mittelbayerischen Zeitung geschaltet. Kein Wunder, dass eine derart bestochene Zeitung sich bemüßigt fühlt, entsprechend Revanche zu leisten. Frau von Thurn und Taxis, die nur wenige Wochen im Jahr tatsächlich in Regensburg verbringt, wird als Bewohnerin dieser Stadt präsentiert, als eine von „uns“.

Wieder nebenbei: Die Milliardärin ist stets bestrebt, den Anschein zu erwecken, sie wohne im Schloss. In der Sendung „Achtung Reichelt!“ des ehemaligen Bild-Redakteurs Julian Reichelt vom 04.03.2023 mit dem bezeichnenden Titel „Die Grünen bringen uns den neuen Kommunismus“ behauptete sie, während sie unter Palmen in ihrem Anwesen in Kenia am Indischen Ozean saß, wo sie die gesamten Wintermonate verbrachte: Wegen der Politik der Grünen müsse sie mit Jacke durchs Schloss laufen.

Zum Ende des Artikels fand es der MZ-Schreiberling anscheinend besonders lustig, die surfende „Fürstin“ mit dem launigen Satz zu zitieren:

„Wir fahren bis nach Budapest – zu Orban auf dem eFoil!“

Die demokratiefeindliche Haltung der Milliardärin, für die der antisemitischen, diktatorisch regierende Victor Orbán bekanntlich ein „Held“ ist, wird zu einer launigen Pointe verharmlost. Hier unterscheidet sich die Mittelbayerische Zeitung in nichts mehr von einer AfD-Postille.

Frau von Thurn und Taxis neben Julian Reichelt

Frau von Thurn und Taxis verbrachte den Winter in Kenia, behauptet aber, sie laufe mit Jacke durchs Schloss, Screenshot aus der Sendung “Achtung Reichelt!”,

100 Künstler*innen

Als im April über 100 Künstler*innen zum Boykott der Schlossfestspiele aufriefen, wurde wieder nach dem nämlichen Schema verfahren, den Boykott nach Kräften zu deligimitieren. Diesmal übernahm die MZ-Redaktionsleiterin Marianne Sperb diesen Job:

„Es ist eine Sache, eine Schirmherrin rechtspopulistisch zu finden, aber eine völlig andere, zum Boykott der Festspiele aufzurufen. Der Vorstoß aus der Kulturszene zielt gegen Gloria von Thurn und Taxis, trifft aber – ausgerechnet! – die Kultur.“

Wieviel „Kultur“ in den Schlossfestspielen steckt, legten wir bereits oben dar. Aber Frau Sperb geht es offenbar gar nicht so sehr um die Kultur:

„Die Festspiele und ihr Publikum geben Tourismus und Wirtschaft Schub, tragen zum Erhalt eines Denkmal-Ensembles bei, den sonst staatliche Kassen finanzieren müssten, und sind übrigens auch eine Geschäftsgrundlage für den Veranstalter, der Weltstars nach Regensburg holt und dafür längst eine städtische Auszeichnung verdient hätte. Für die Kulturszene zählt das alles nicht.“

Aha, nicht die Kultur trifft es, sondern vielmehr Tourismus und Wirtschaft. Rechtspopulistisches Gedankengut soll daher offenbar toleriert werden, so die Logik der MZ-Redaktionsleiterin. Und wer das nicht tue, sei was? Ein „Vaterlandsverräter“ respektive „Regensburgverräter“? Wie tief kann eine Zeitung eigentlich sinken?

Ausstellung

Sehr tief, wie ein Artikel vom 11.05.2023 des MZ-Chefreporters Christian Eckl belegt. Denn er will festgestellt haben, die homo- und transfeindliche Milliardärin sei gar nicht homo- und transfeindlich:

„Der Vorwurf, sie sei homophob, schmerzt Gloria von Thurn und Taxis nach eigenem Bekunden besonders. „Das Bild, das der Boykottaufruf über mich zeichnet, ist so weit weg wie sonst etwas von der Realität“, sagt sie. „Im Schloss habe ich Homosexuelle und auch Transsexuelle seit vielen Jahren begrüßt, da wusste man in Regensburg noch gar nicht, was Transsexualität eigentlich ist.“

Die Homopohobie von Frau Gloria von Thurn und Taxis ist kein bloßer „Vorwurf“, sondern eine vielfach belegte Tatsache. Sei es, dass sie Homosexualität und Queerness als „tierische Instinkte“, „Sünde“ oder als Werk des „Teufels“ bezeichnete, sei es, dass sie zusammen mit der AfD bei der „Demo für Alle“ gegen Homoehe und Transgesetze auf die Straße ging. Ein seriöser Journalist hätte dies angeführt, damit sich Lesende selbst ein Bild machen können über den Wahrheitsgehalt der adeligen Selbstdarstellung. Doch Chefreporter Eckl erwähnt nichts dergleichen.

Und ein gewissenhafter Journalist, welcher der MZ-Chefreporter offensichtlich auch nicht ist, hätte herausgearbeitet, wie der vermeintliche Widerspruch zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung aufzuklären ist. In der Sendung „Achtung Reichelt!“ vom 28.10.2022 erläutert die Milliardärin:

„Kein Mensch hat was gegen Homosexualität, im Gegenteil. Die Homosexuellen haben ja ihren wichtigen Platz in der Gesellschaft. Aber warum müssen diese armen Homosexuellen jetzt wie die Heteros verspießert in ein bourgeoises Lebensmodell mit „Ehe für alle“ gezwängt werden? (…)

Also ich habe meine homosexuellen Freunde immer deswegen bewundert, weil sie eben keine Bourgeoisen waren, weil sie eben wie eine Orchidee etwas Besonderes waren, eben ein alternatives Lebensmodell. Nein, das wollen nämlich die Heteros nicht zulassen. Die Heteros wollen die Homos in die gleiche Spießerzone drängen, in der sie seit Menschengedenken stecken.

Aber, das hat natürlich den Vorteil, dass es um die Prokreation geht, das heißt, um die Weitergabe des Lebens. Da, wo Weitergabe des Lebens stattfindet, sollte es eben Mann und Frau sein und eben nicht zwei Männer oder zwei Frauen, weil das ist unnatürlich.“

Die Erzkatholikin gesteht Homosexuellen lediglich einen Exotenstatus zu. Sie sollen offensichtlich nur dem Amüsement der Normalos dienen. Menschenrechte? Bürger*innenrechte? Fehlanzeige. Denn letztlich zählt nur die „Prokreation“, also die Zeugung. Die perfide Masche, die „armen Homosexuellen“ doch nur vor dem spießigen Lebensmodell Ehe schützen zu wollen, ist an Verlogenheit, Anmaßung und Widerlichkeit kaum zu überbieten. Aber all das ficht MZ-Chefreporter Eckl nicht an und getreulich springt er seiner Adeligen zur Seite:

„Gloria von Thurn und Taxis äußert sich betroffen über Boykott-Aufruf – und trifft Transsexuelle (…) Dabei wird der Fürstin von den Regensburger Kulturschaffenden eine „homophobe Agenda“ vorgeworfen.“

Ist das Kunst oder kann das weg 9

Versuch der Reinwaschung von Transfeindlichkeit per Bild, Screenshot aus Mittelbayerische Zeitung

Premiere

Auch wenn es kaum vorstellbar ist, erreichte die Berichterstattung über die laufenden Schlossfestspiele noch tiefere Tiefen. Schon der Artikel der MZ-Redakteurin Heike Haala über den ersten Abend startet mit devotestem Diener:

„Bevor sich die Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte bei der Premiere der Schlossfestspiele zu ihrer berühmten Arie aufschwingen konnte, zeigte Hausherrin Gloria von Thurn und Taxis den Opernfans, wer hier die Königin des Blitzlichtgewitters ist.“

Dann lässt sich Redakteurin ausführlich über Vaseninhalte und Kleiderfarben aus:

„Bei ihrer Blütendekoration hat sie sich für duftige Rosa- und satte Pinktöne entschieden, die sie mit Craspedia auffrischt. In den Pagoden mit den Logen finden sich ebenfalls fröhliche, gelbe Farbtupfer zwischen Olivenlaub: Amalfizitronen. Für auffällige Farbakzente in den Reihen des Publikums sorgten auch einige Damen mit ihrer Abendgarderobe: zum Beispiel Gloria von Thurn und Taxis in Senfgelb, Monika Schmalhofer in Karminrot und Swetlana Panfilow in einem Ensemble in Königsblau, an dem unzählige fransige Federn flatterten.“

Es ist klar, dass bei einer derartigen Fülle an wichtigen Informationen anderes zur Nebensache werden muss. So erwähnte Haala zwar die gleichzeitig stattfindende Gegendemo der DGB-Jugend, fand aber keinen Platz, auch nur ein Wort über deren Inhalt zu verlieren. Dafür durften die Festspielbesuchenden über die Protestierenden herziehen:

„Das heißt aber nicht, dass der Protest keine Reaktionen von Seiten der Besucher bekam. „Blablabla“, äffte eine Frau in rosa Abendrobe die Demonstranten nach. Andere Besucher legten die Stirn grantig in Falten oder schüttelten den Kopf.“

Über die Güte von Musik und Inszenierung erfahren wir nichts. Immerhin werden wir informiert, dass die Oper stattfand:

„Dann begann die Oper, eine Freilicht-Inszenierung des Mainfranken Theaters Würzburg von Regisseur Andreas Wiedermann. Dabei standen auch wieder einmal Regensburger auf der Bühne der Schlossfestspiele: Domspatzen übernahmen die Rollen der drei Knaben, die Tamino und Papageno auf ihrem Abenteuer begleiten.“

Doch war da nicht noch etwas? Ach ja, die Letzte Generation hatte sich während der Zauberflöte aus Protest an der Bühnendekoration festgeklebt. Dieses Detail fand die MZ-Redakteurin wohl zu redundant, um darüber zu berichten.

„La vita é bella!“

Nach diesem Schema ging es weiter: Ausufernde PR über die Veranstaltung, aber kein Wort über Protest auf dieser, auch dann nicht, wenn der Protest von den Künstler*innen selbst kam. Denn auch Giovanni Zarellas klares Statement gegen die Homo- und Transfeindlichkeit der Schirmherrin wurde von MZ-Berichterstatterin Andrea Leopold unterschlagen. Stattdessen versorgt sie uns ausschließlich mit Bildern größtmöglicher Seeligkeit:

„Er hat es einfach drauf, der Italo-Schwabe, wie er mit seinen Fans kokettiert und auf Du und Du geht. Mit seinem Lebensmotto: „La vita é bella!“ liefert er ein sonnengetränkt-fröhliches italienisches Lebensgefühl im warmen hochsommerlichen Innenhof des Schlosses.“

ex negativo

Allerdings ist es nicht so, dass über Proteste wärend der Veranstaltung in der Mittelbayerischen Zeitung gar nicht berichtet worden wäre. Die MZ-Reakteurin Heike Haala hatte dafür zwei Tage später sogar einen ganzen Satz übrig:

„Giovanni Zarella gab während seines Konzerts am Sonntag ein Statement über die Freiheit der Liebe zum Besten – garniert mit einer Regenbogenfahne am Mikrofonständer.“ (18.07.2023 Mittelbayerische Zeitung)

Warum er das tat? MZ-Lesende werden darüber nicht informiert. Aber wenn jemensch etwas „zum Besten“ gibt, so werden die meisten vermutlich ex negativo schließen, wird es wohl nur ein dummer Witz gewesen sein.

Ähnlich verfährt auch der bereits erwähnte MZ-Chefreporter Christian Eckl. Zwar schreibt er einen ganzen Artikel über die Protestaktion der Letzten Generation. Aber über den Inhalt erfahren wir nur dies:

„Die Welt steht vor dem Untergang, davon sind sie überzeugt.“ (15.07.2023 Mittelbayerische Zeitung)

Dafür reserviert der Chefreporter reichlich Raum für die Sichtweise seiner Adeligen und ihrer Adepten:

„Fürstin Gloria reagierte gelassen: „Ich sage nichts mehr gegen die! Das war doch Werbung für uns!“ Überhaupt, scherzte sie: „Jeder sollte Klimakleber haben! Wir haben jetzt auch welche!“

„Wir brauchen solche Menschen wie Fürstin Gloria“, so Kammel weiter. „Wir müssen unsere Kultur hochhalten. Und man vergisst schnell, dass wir eine freie Meinung in diesem Land hat [sic!], das ein großes Gut ist nach zwei Diktaturen in Deutschland.“ Er finde es super, dass die Adelige für ihre Meinung eintrete. „Da kann ich nur sagen: Chapeau.“

„Auch Kabarettistin Lisa Fitz ist ein bekennender Fan der Adeligen. „Gloria ist spontan und improvisiert, bei mir ist das ein viel längerer Prozess“, sagt die Künstlerin, die selbst durchaus immer wieder Kritik einstecken muss. „Ich glaube aber, sie geht souveräner mit der Kritik um als ich.“ Die Kabarettistin ärgere sich nur, wenn Kritik nicht gerechtfertigt und unsachlich sei. „Da wird einem schon mal vorgeworfen, Querdenkerin zu sein – das war ich nie.“ Aber heutzutage würden eben Urteile schnell gefällt.“

Die Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung ist hochgefährlich. Einer wegen ihres Reichtums enorm einflussreichen Antidemokratin, die im Grunde alle Errungenschaften unserer modernen Gesellschaft einer erzreaktionären, rechtspopulistischen Agenda opfern möchte, wird völlig unkritisch ein Podium geboten. PR und Journalismus sind nicht mehr unterscheidbar.

Die Mittelbayerische Zeitung verstößt damit gegen eine Vielzahl maßgeblichen Grundsätze des deutschen Pressekodex, insbesondere aber gegen den wichtigsten:

„Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“ (Ziffer 1, Pressecodex)

Resümee und Ausblick

Alles in allem kann über den Boykott ein vorläufig positives Resümee gezogen werden. Die Reaktionen des Hauptsponsors BMW bleiben abzuwarten, doch schon die Ankündigung hat die Position der rechtspopulistischen Milliardärin deutlich geschwächt.

Bundesweit dürfte sich inzwischen bei allen Künstler*innen und Agenturen herumgesprochen haben, worauf diese sich mit einer Zusage bei den Thurn-und-Taxis-Schlossfestspielen einlassen. Der Veranstalter Odeon-Concerte muss sich entscheiden, ob weiterhin mit Frau Gloria von Thurn und Taxis zusammengearbeitet werden soll, mit der absehbaren Folge, dann nur noch Künstler*innen einkaufen zu können, denen es vor gar nichts graust oder die sogar selbst rechtes Gedankengut hegen – hier sei an das Vorhaben erinnert, Xavier Naidoo einzuladen –, oder zu einem seriösen und qualitativ hochwertigen Konzertgeschäft zurückzukehren.

Alle seriösen Journalist*innen der Mittelbayerischen Zeitung ruft das Bündnis Solidarische Stadt Regensburg auf, die tendenziöse Hofberichterstattung ihrer Zeitung über Frau Gloria von Thurn und Taxis und die gleichnamigen Schlossfestspiele nicht länger mitzutragen.

Natürlich wird unser Bündnis 2024 wieder zum Boykott aufrufen. Wir hoffen und sind zuversichtlich, auch 2024 werden sich weitere, zivilgesellschaftliche Gruppen klar und offen gegen Menschenfeindlichkeit und für eine demokratische Gesellschaft positionieren! Denn eines ist klar: Regensburg ist nicht Thurn und Taxis!

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