100 Künstler*innen fordern Regensburger*innen auf:
Bleiben Sie den Schlossfestspielen fern!

(English version below)

Einen weiteren Boykottaufruf gegen die Thurn und Taxis Schlossfestspiele gibt es zu vermelden. Dieser stammt allerdings von Künstler*innen selbst und richtet sich an alle potentiellen Besucher*innen, insbesondere die Bürger*innen der Stadt Regensburg. Der Boykottaufruf wurde inzwischen von etlichen weiteren Personen gezeichnet, z.B. von Dr. Simon-Pellanda, dem Ehrenvorsitzenden der „Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg“. Wir dokumentieren den Offenen Brief und ebenso Reaktionen der Medien darauf.

Schirmherrin der Schlossfestspiele Gloria von Thurn und Taxis

Screenshot von Homepage „Schlossfestspiele“. I.D. steht für „Ihre Durchlaucht“

Offener Brief von 100 Künstler*innen:

An die Bürger*innen der Stadt Regensburg,

wir sind Künstler*innen, Schauspieler*innen, Musiker*innen, kulturelle Initiativen sowie Kunstvereinigungen aus Regensburg und darüber hinaus. Mit Entsetzen beobachten wir seit Jahren die rechtskonservative Radikalisierung von Frau Gloria von Thurn und Taxis. Bereits seit über 20 Jahren fällt die Schirmherrin der Thurn und Taxis Schlossfestspiele in Talkshows, auf Demonstrationen und zuletzt regelmäßig in dem rechtspopulistischen Online-Format Achtung, Reichelt!, des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt, durch rassistische, homophobe und wissenschaftsfeindliche Äußerungen auf.

Im Magazin Cato, einem Blatt der Neuen Rechten, stellte sie die Ehe für Alle als Werk des Teufels dar. Sie beteiligte sich zusammen mit dem AfD-Landtagskandidaten Benjamin Nolte an einer Kundgebung des Bündnisses Demo für Alle. Sie relativiert die Misshandlungen und den Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen durch katholische Geistliche. Über Sexualunterricht an Schulen sagt sie: „Das ist ja auch eine Art von Kindesmissbrauch.“ Sie behauptet weiter in der Klimadebatte würde eine „systematische Irreführung“ herrschen und stellt in Frage, dass der „Mensch schuld am Klimawandel ist“.

Gloria von Thurn und Taxis spricht im Bezug auf Geflüchtete von einer „Völkerwanderung, die hier auf uns zuströmt“, die schon eine Art Krieg sei. In einer Talkshow von Michel Friedman behauptet sie, schuld an der Verbreitung von HIV-Infektionen in Afrika sei nicht eine ungenügende Verhütung mit Kondomen, sondern ausschweifendes Sexleben: „Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an AIDS, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne.“

Dieses menschenfeindliche Verhalten kann und darf nicht länger hingenommen werden. Wir möchten den im Folgenden aufgelisteten Beispielen des Widerspruchs solidarisch folgen. Das New Yorker Kunstmuseum Museo del Barrio zog 2019 eine geplante Ehrung von Gloria von Thurn und Taxis aufgrund ihrer engen Kontakte zu dem Rechtsaußen Steve Bannon, dem früheren Chefstrategen von Präsident Donald Trump, zurück.

Die Band Revolverheld distanzierte sich während eines Auftritts auf den Schlossfestspielen von der Schirmherrin: „Wir spielen hier auf dem Grund einer Frau, mit deren Werten wir überhaupt nicht übereinstimmen.“

Die DGB-Jugend Oberpfalz fordert in ihrer Kampagne Thurn und Toxisch u.a., dass „dieser Frau keine weiteren Gelegenheiten gegeben werden, sich in der Öffentlichkeit selbst und ihr abgefahrenes Weltbild darzustellen.“ Und das Bündnis Solidarische Stadt Regensburg ruft die Musiker*innen und Sponsor*innen zum Boykott der Thurn und Taxis Schlossfestspiele 2023 auf.

Wir bitten Sie als Leser*in deshalb darum, den Schlossfestspielen 2023 in Regensburg fernzubleiben. Lassen Sie es nicht zu, dass Kunst und Musik für die politische Propaganda der Schirmherrin missbraucht werden. Treten wir ihrem Hass Hand in Hand entgegen und zeigen ihr, dass es dafür in Regensburg und in den Künsten keinen Platz gibt.

Gezeichnet,

Jonas Höschl (Bildender Künstler), Monique S. Desto (Bildende Künstler*in), LITTI (Musiker, RC Gang), Martin Haygis (Ostentor Kino), Barbara Sophie Höcherl (Bildende Künstlerin), con_Temporary e. V. (Kulturverein), Jörg Haala (KunstvereinGRAZ), Sophia Eisenhut (Autorin), Chrissy Grundl (Transit Filmfest), Marius Gardeia (Hör & Schau e. V.), Laura Guppenberger (Kurzfilmwoche Regensburg), Miriam König (Zentrum für kurze Kunst), Stefan Koran (Gemeinschaftsraum e.V.), Thomas Weber (Schauspieler), Jona Manow (Regisseur), Kristin Rausch (Zentrum für kurze Kunst), Luitpold Widemann (Filmproduzent), Barbara Muhr (Bildende Künstlerin), Marie Doerfler (Illustratorin), Bastian Ziegelgruber (Transit Filmfest), Luisa Albrecht (corner.company), Alex Schuster (corner.company), Felix Kopp (corner.company), Sofia Seidl (Künstlerin, KunstvereinGRAZ), Gabriel Fieger (Kurzfilmwoche Regensburg), Christine Wagner (Schauspielerin), Jonas Langbein (Agentur für Raumwahrnehmung), MWK (Musiker, RC Gang), Anna Artmann (Designerin), Thomas Fischer (Musiker), Barbara Lang (atelierfünfdrei), Lisa Langbein (Kulturschaffende), Markus Kraus (Musiker), Junger Kunstverein Šiška (Kunstkollektiv), Luisa Schuster (Bandmitglied Luisa Funkenstein), Marlene Schuster (Bandmitglied Luisa Funkenstein), Uli Stephan (Bandmitglied Luisa Funkenstein), Franziska Kiesel (Bandmitglied Luisa Funkenstein), Karl-Arnold Bodarwé (Bandmitglied Luisa Funkenstein), Katharina Claudia Dobner (Bühne und Kostüm), Christian Atzinger (Musiker), Luzie Gerb (Illustratorin), Mbatjiua Hambira (Musiker & Kulturproduzent), Barnabas Lugosi (Brass Band Förderverein Regensburg e.V.), Christian Kölbl (Bildender Künstler), Bianca Leonie Bauer (Gestalterin), Paulina Urban (Sängerin), Julia Wiesbeck (Texterin), Vincent Pollak (Künstler, KunstvereinGRAZ), Elena Louise Bastert Feuerhake (Bildende Künstlerin), Mia Constantine (Theaterregisseurin), Paul Dittmann (Fotograf), Susanne Kauth (Schwarzkünstlerin), Martin Kufieta (Bildender Künstler), Phil Wegerer (Freier Dramaturg), Paula Lindinger (Bildende Künstlerin), Jakob Friedl (Fvfu-uüiUF.e.V. / Parkhaus e.V.), Kristina Brasseler (Illustratorin), Alexander Rosol (Bildender Künstler), Jan Nas (Bandmitglied Kizzy Suzuki), Sebastian Geißler (Bandmitglied Kizzy Suzuki), Jan Wunderlich (Bandmitglied Kizzy Suzuki), Heike Jörss (Bandmitglied Kizzy Suzuki), Bianca Schweighofer (Transit Filmfest), Hannes Kuhr (Artist Management), Berit Hüttinger (Designerin), Florian Czmaiduch (Musiker), Sonja Hämmerle (Hör & Schau e. V.), Miriam Sippl (Costumer Success Manager), Florian Hauer (Illustrator), Pascal Simon (Autor), Maria Preschel (Kostüm- & Bühnenbildnerin), Magdalena Schwarzwald (Sexualpädagogin), Felix Bock (Bildender Künstler), Linus Meier (Schreiner), Phil D (Musiker, RC Gang), Devi Nägelsbach (H&M Stylistin), Luca Hönick (Musiker), Jannis Hönick (Musiker), Jonas Dorner (Sozialarbeiter), Michel Lindner (Bühne und Kostüm), Jennifer Schulte (Bandmitglied dwell museum), Julius Schuster (Bandmitglied ZUSTAND), Luisa Schuster (Bandmitglied ZUSTAND), Sebastian Geisler (Bandmitglied ZUSTAND), Holger Stich (Bandmitglied ZUSTAND), Sasha Marie Beck (Sozialpädagogin), Andi Teichmann (Musiker), Anna Richter (Kunstlehrerin), Vincent Pittroff (Industriedesigner), Julian Allgöwer (Industriedesigner), Leonard Zdzieblo (Industriedesigner), Moritz Gaus (Industriedesigner), Christina Kirchinger (Bildende Künstlerin), Ludwig Pfundtner (Musiker), Mira van de Witt (Bandmitglied Containerhead), Daniela Plößner (Gemeinschaftsraum e. V.), Emmanuel Orozco (Grafikdesigner), Michael Lorper (Bandmitglied Umami), Michael Gilch (Bandmitglied Umami), Michael Feicht (Bandmitglied Umami)

Presseschau

Regensburg Digital

Als erstes berichtete der Online-Blog Regensburg Digital über den neuen Boykottaufruf. Der Journalist Stefan Aigner erwähnte auch den Boykottaufruf an die auftretenden Künstler*innen, Sponsoren und Medienpartner von Solidarische Stadt Regensburg (SSR):

„Da lache ich drüber.“ „Das ist ein bekannter Linksradikaler, der einen Hass gegen die Fürstin hat.“ So reagierte Reinhard Söll, Macher der Regensburger Schlossfestspiele, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst Anfang März auf einen Aufruf des Aktivisten Kurt Raster. Der hatte über das „Bündnis Solidarische Stadt“ ob der rechtsradikalen Verschwörungstheorien von Schlossherrin Gloria von Thurn und Taxis zum Boykott der Schlossfestspiele aufgefordert. Ob Söll immer noch lachen kann, wenn er den Offenen Brief von über 100 Kunst- und Kulturschaffenden liest, der vor kurzem veröffentlicht wurde?“

Aigner betont, dass bei dem neuerlichen Aufruf vor allem die große Bandbreite und Zahl der Unterzeichnenden das Bemerkenswerte ist und daher „Schlagkraft“ entwickele:

„Es ist – und das gab es in den vergangenen Jahren nicht – ein Querschnitt eines gehörigen Teils der Kultur in Regensburg, der sich damit positioniert und den man in Schlossfestspielkreisen zwar ignorieren mag, aber nicht so ohne weiteres mit dem Schlagwort „Linksradikaler“ weglachen kann.“

Es muss hier allerdings korrigiert werden: Das Bündnis Solidarische Stadt Regensburg besteht aus insgesamt 11 Gruppen, darunter so unterschiedliche wie Fridays for Future, Bund für Geistesfreiheit, Kurdischer Solidaritätsverein, Bündnis gegen Abschiebelager, Sozialrevolutionäre Aktion, Theatergruppe Straßenbande oder Recht auf Stadt. Insgesamt repräsentiert das Bündnis mehrere hundert Menschen. Kurt Raster ist zwar der Verfasser des Aufrufs, aber dieser wurde von allen Gruppen gegengelesen und mit kleinen Abänderungen abgesegnet. Es ist verständlich, dass der Veranstalter den Boykottaufruf von SSR als Einzelaktion hinstellt, um dessen Bedeutung zu schmälern. Dass aber Medien dieser falschen Darstellung folgen, ist mehr als ärgerlich. Es ist undemokratisch.

Immerhin zeigt Regensburg Digital klare Kante zu den üblichen Ausflüchten der Schlossfestspielebefürworter, wie bereits in der Presseschau zu unserem Boykottaufruf dargelegt, die Spiele hätten rein gar nichts mit der Schlossherrin zu schaffen:

„Da wird man sich dann wohl wieder auf die blödsinnige Ausflucht zurückziehen müssen, dass die Schlossfestspiele, deren Schirmherrin Gloria ist, auf deren Grund und Boden sie stattfinden, deren Ehrengäste dort erscheinen und wo sie schon persönlich auf der Bühne stand – nicht nur zur Lobpreisung des Autokraten Victor Orban – nichts mit Gloria zu tun haben.“

Mittelbayerische Zeitung

Kurz darauf trat die Mittelbayerische Zeitung auf den Plan. Ausgerechnet die umstrittene und tief in die PR um die Schlossfestspiele verstrickte Journalistin Marianne Sperb – sie forderte Demos gegen Linke statt gegen Nazis, findet den Satz „Wer Menschenleben rettet, ist kein Verbrecher“ im Zusammenhang mit Seenotrettung „eine absurde Aussage“ und scharwenzelt in der jährlichen MZ-PR-Show „Schlossfestpiele-TV“ als Field-Reporterin durch die B- und C-Prominenz – durfte kommentieren:

„Es ist eine Sache, eine Schirmherrin rechtspopulistisch zu finden, aber eine völlig andere, zum Boykott der Festspiele aufzurufen. Der Vorstoß aus der Kulturszene zielt gegen Gloria von Thurn und Taxis, trifft aber – ausgerechnet! – die Kultur.“

Dazu muss mensch aber wissen, wenn im etablierten Regensburg von „Kultur“ die Rede ist, dann nie von Kultur im eigentlichen Sinn, also Menschen mittels kulturellen Mitteln den Spiegel vorhalten und so Gedöns, sondern es ist immer und ausschließlich „Kulturwirtschaft“ gemeint. Sperb fährt daher fort:

„Die Festspiele und ihr Publikum geben Tourismus und Wirtschaft Schub, tragen zum Erhalt eines Denkmal-Ensembles bei, den sonst staatliche Kassen finanzieren müssten, und sind übrigens auch eine Geschäftsgrundlage für den Veranstalter, der Weltstars nach Regensburg holt und dafür längst eine städtische Auszeichnung verdient hätte. Für die Kulturszene zählt das alles nicht.“

Was für eine Anmaßung der Kulturszene! Um Tourismus und Wirtschaft anzuschieben, kann doch bitteschön erwartet werden, dass Herrin und Herr Künstler*in Homophobie, Rassismus, Hetze gegen Geflüchtete, Klimawandelleugnung, Antifeminismus und übelste Verschwörungstheorien gefälligst unter den Tisch fallen lassen! Moralischer Anspruch der Kunst? So etwas hat in Regensburg nichts zu suchen!

Süddeutsche Zeitung

Der Artikel der Süddeutschen Zeitung ist insofern interessant, weil er ein offizielles Statement von Frau Gloria von Thurn und Taxis zu den Boykottaufrufen enthält:

„Die Gemeinte dreht den Spieß nun um: “Eine Gesellschaft, die für sich in Anspruch nimmt, divers und tolerant zu sein, sollte die freie Meinungsäußerung auch von den Menschen tolerieren, die nicht ihre eigene Meinung widerspiegeln”, schreibt sie der SZ.“

Es hat schon ein eigenartiges Geschmäckle, wenn jemensch vor Diversität als „Ideologie der Spaltung“ warnt (in „Achtung, Reichelt!“ vom 12.03.2023), zu Homoehen äußert: „Es gibt Perioden, da scheint der Teufel fröhliche Urstände zu feiern“, mit der AfD gegen sexuelle Aufklärung auf die Straße geht und Flüchtende als Sicherheitsbedrohung, gar als „Krieg“ bezeichnet („Man könnte fast sagen, diese Völkerwanderung, die hier auf uns zuströmt, ist schon eine Art Krieg“) für sich plötzlich Toleranz einfordert. Toleranz für Intolerante?

Aber geht es überhaupt um „Meinung“? Nein! Auf Schwächere und Minderheiten einzuschlagen, hat wenig mit „freier Meinungsäußerung“ zu tun, viel aber mit strafrechtlich relevanter Hetze und Diskriminierung. Den menschengemachten Klimawandel zu leugnen, ist keine Meinung, sondern schlicht Unwissenheit. Kindesmissbrauch durch Priester zu verharmlosen, Sexualaufklärung aber als „Kindesmissbrauch“ hinzustellen, ist keine „Meinung“, sondern eine Verhöhnung der Opfer sexualisierter Gewalt.

Die Welt

Die konservative Welt berichtet, dass nun auch Politik und Verwaltung der Stadt Regensburg offiziell von der rechtspopulistischen Milliardärin Abstand nehmen und nicht mit den Festspielen in Verbindung gebracht werden möchten:

„Die Stadt Regensburg distanziert sich auf WELT-Anfrage von den Aussagen der Schirmherrin. „Regensburg steht für Vielfalt und Offenheit“, schreibt eine Sprecherin und weist darauf hin, dass es sich bei den Festspielen nicht um eine städtische Veranstaltung handle.“

Offensichtlich ist Frau Gloria von Thurn und Taxis im bürgerlichen Lager zunehmend isoliert. Im Grunde erfährt sie nur noch von rechtspopulistischer Seite her Zuspruch. Diesem muss inzwischen offenbar auch der Veranstalter Reinhard Söll von Odeon Concerte hinzugerechnet werden. Denn nach wie vor verteidigt er die Schirmherrin:

„Veranstalter der Schlossfestspiele ist die Konzert-Agentur Odeon Concerte. Deren Inhaber Reinhard Söll zeigte sich im WELT-Gespräch unbeeindruckt von den Boykott-Aufrufen. Diese würden überregional ernster genommen als in der Stadt. „Die 100 Künstler, die unterschrieben haben, kennt hier in Regensburg kein Mensch“, sagte Söll. Die Initiatoren bezeichnet er als „linksradikale Leute, die die Fürstin hassen“. Vorwürfe, die Festspiele seien politisch, wies er zurück. Ihm gehe es um das Künstlerische, es gelte das Grundprinzip der freien Meinungsäußerung.“

Herr Söll hält Menschen, die die Menschenrechte verteidigen, als „linksradikal“? Hetze ist für ihn „freie Meinungsäußerung“? Kritik an der Schlossherrin beruhe nur auf „Hass“, habe also keine rationale Grundlage?

Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass sich Söll sehr darum bemühte, den rechtspopulistischen Verschwörungstheoretiker Xavier Naidoo nach Regensburg zu holen. Er buchte ihn 2020 und 2021 für die Schlossfestspiele, die allerdings coronabedingt ausfallen mussten.

Übrigens, dass Herr Söll die in Regensburg durchaus bekannten Künstler*innen des Boykottaufrufs nicht kennt, darunter mehrere Preisträger*innen städtischer und bayerischer Kulturförderpreise, zeigt in entlarvender Weise, wie sehr ihn „das Künstlerische“ tatsächlich interessiert.

Frankenpost

Für einen versöhnlichen Abschluss zitieren wir aus einem Artikel der Frankenpost mit dem bezeichnenden Titel „Eine Adlige im Sog der Rechten“:

„Ein offener Brief von 100 einheimischen Künstlerinnen und Künstlern „An die Bürger*innen der Stadt Regensburg“ hat ein riesiges deutschlandweites Medienecho ausgelöst. Mit Verweis auf „die rechtskonservative Radikalisierung von Frau Gloria von Thurn und Taxis“ wurde in dem Schreiben die Bitte verbunden, ihren diesjährigen Schlossfestspielen fernzubleiben. (…) An potenzielle Besucher der Schlossfestspiele auf St. Emmeran gewandt, erklären die Unterzeichner: „Lassen Sie es nicht zu, dass Kunst und Musik für die politische Propaganda der Schirmherrin missbraucht werden. Treten wir ihrem Hass Hand in Hand entgegen und zeigen ihr, dass es dafür in Regensburg und in den Künsten keinen Platz gibt.“

Hand in Hand gegen den Hass, so soll es sein! Darum bitten wir Sie als auftretende Künstler*innen, Sponsoren und Medienpartner nochmals, setzen Sie ein Zeichen gegen den Hass und bleiben Sie den Thurn und Taxis Schlossfestspielen fern!

 


(English version)

100 artists call on Regensburg residents:

Stay away from the Castle Festival!

There is another call for a boycott against the Thurn and Taxis Castle Festival. However, this comes from the artists themselves and is aimed at all potential visitors, especially the citizens of the city of Regensburg. The boycott call has now been signed by a number of other people, e.g. by Dr. Simon-Pellanda, the honorary chairman of the “working group of the former concentration camp Flossenbürg”. We document the open letter and media reactions to it.

Open letter from 100 artists:

To the citizens of the city of Regensburg,

we are artists, actors, musicians, cultural initiatives and art associations from Regensburg and beyond. We have been observing with horror the right-wing conservative radicalization of Mrs. Gloria von Thurn und Taxis for years. For more than 20 years, the patron of the Thurn und Taxis Schlossfestspiele has been attracting attention in talk shows, at demonstrations and most recently regularly in the right-wing populist online format Warning, Reichelt!, by the former Bild editor-in-chief Julian Reichelt, with racist, homophobic and anti-science statements.

In the magazine Cato, a newspaper of the New Right, she portrayed marriage for all as the work of the devil. Together with the AfD candidate for state parliament Benjamin Nolte, she took part in a rally of the Alliance Demo for All. She relativizes the mistreatment and abuse of the Regensburg cathedral sparrows by Catholic clergy. About sex education in schools, she says: “That’s also a kind of child abuse.” She further claims that the climate debate is “systematically misleading” and questions that “humans are to blame for climate change”.

With regard to refugees, Gloria von Thurn und Taxis speaks of a “migration of peoples that is coming towards us here”, which is already a kind of war. In a talk show hosted by Michel Friedman, she claims that the spread of HIV infection in Africa is not due to inadequate contraception with condoms, but to excessive sex life: “Africa’s problems are not due to a lack of contraception. People are dying of AIDS because they chatter too much. The black one likes to chatter.”

This misanthropic behavior cannot and must no longer be accepted. We would like to follow the examples of contradiction listed below in solidarity. New York’s Museo del Barrio art museum withdrew a planned tribute to Gloria von Thurn und Taxis in 2019 because of her close ties to right-wing winger Steve Bannon, President Donald Trump’s former chief strategist.

The band Revolverheld distanced themselves from the patron during a performance at the Castle Festival: “We’re playing here because of a woman whose values we don’t agree with at all.”

In its Thurn und Toxisch campaign, the DGB-Jugend Oberpfalz demands, among other things, that “this woman is not given any further opportunities to present herself and her crazy world view in public.” inside for the boycott of the Thurn und Taxis Schlossfestspiele 2023.

We therefore ask you as a reader to stay away from the 2023 Castle Festival in Regensburg. Do not allow art and music to be misused for the patron’s political propaganda. Let’s face her hate hand in hand and show her that there is no place for it in Regensburg and in the arts.

Drawn,

Jonas Höschl (visual artist), Monique S. Desto (visual artist), LITTI (musician, RC Gang), Martin Haygis (Ostentor Kino), Barbara Sophie Höcherl (visual artist), con_Temporary e. V. (cultural association), Jörg Haala (GRAZ art association), Sophia Eisenhut (author), Chrissy Grundl (Transit Filmfest), Marius Gardeia (Hör & Schau e. V.), Laura Guppenberger (Regensburg Short Film Week), Miriam König (Center for Short Art), Stefan Koran (Gemeinschaftsraum e.V.), Thomas Weber (actor), Jona Manow (director), Kristin Rausch (Center for Short Art), Luitpold Widemann (film producer), Barbara Muhr (visual artist), Marie Doerfler (illustrator), Bastian Ziegelgruber (Transit Filmfest), Luisa Albrecht (corner.company), Alex Schuster (corner.company), Felix Kopp (corner.company), Sofia Seidl (artist, KunstvereinGRAZ), Gabriel Fieger (Kurzfilmwoche Regensburg), Christine Wagner (actress ), Jonas Langbein (Agency for Spatial Perception), MWK (musician, RC Gang), Anna Artmann (designer), Thomas Fischer (musician), Barbara Lang (atelierfünfdrei), Lisa Langbein (creative artist), Markus Kraus (musician), Junger Kunstverein Šiška (art collective), Luisa Schuster (band member Luisa Funkenstein), Marlene Schuster (band member Luisa Funkenstein), Uli Stephan (band member Luisa Funkenstein), Franziska Kiesel (band member Luisa Funkenstein), Karl-Arnold Bodarwé (band member Luisa Funkenstein), Katharina Claudia Dobner (stage and costume), Christian Atzinger (musician), Luzie Gerb (illustrator), Mbatjiua Hambira (musician & cultural producer), Barnabas Lugosi (Brass Band Förderverein Regensburg e.V.), Christian Kölbl (visual artist), Bianca Leonie Bauer (designer), Paulina Urban (singer), Julia Wiesbeck (lyricist), Vincent Pollak (artist, KunstvereinGRAZ), Elena Louise Bastert Feuerhake (visual artist), Mia Constantine (theater director), Paul Dittmann (photographer), Susanne Kauth (black artist), Martin Kufieta ( Visual artist), Phil Wegerer (freelance dramaturge), Paula Lindinger (visual artist), Jakob Friedl (Fvfu-uüiUF.e.V. / Parkhaus e.V.), Kristina Brasseler (illustrator), Alexander Rosol (visual artist), Jan Nas (band member Kizzy Suzuki), Sebastian Geißler (band member Kizzy Suzuki), Jan Wunderlich (band member Kizzy Suzuki), Heike Jörss (band member Kizzy Suzuki), Bianca Schweighofer (Transit Filmfest), Hannes Kuhr (Artist Management), Berit Hüttinger (Designer), Florian Czmaiduch (Musician), Sonja Hämmerle (Hör & Schau e. V.), Miriam Sippl (Costumer Success Manager), Florian Hauer (Illustrator ), Pascal Simon (author), Maria Preschel (costume & stage designer), Magdalena Schwarzwald (sex educator), Felix Bock (visual artist), Linus Meier (carpenter), Phil D (musician, RC Gang), Devi Nagelsbach (H&M stylist ), Luca Hönick (musician), Jannis Hönick (musician), Jonas Dorner (social worker), Michel Lindner (stage and costume), Jennifer Schulte (band member dwell museum), Julius Schuster (band member STATE), Luisa Schuster (band member STATE), Sebastian Geisler (band member STATE), Holger Stich (band member STATE), Sasha Marie Beck (social pedagogue), Andi Teichmann (musician), Anna Richter (art teacher), Vincent Pittroff (industrial designer), Julian Allgöwer (industrial designer), Leonard Zdzieblo (industrial designer) , Moritz Gaus (industrial designer), Christina Kirchinger (visual artist), Ludwig Pfundtner (musician), Mira van de Witt (band member Containerhead), Daniela Plößner (Gemeinschaftsraum e. V.), Emmanuel Orozco (graphic designer), Michael Lorper (band member Umami), Michael Gilch (band member Umami), Michael Feicht (band member Umami)

Press review

Regensburg Digital

The online blog Regensburg Digital was the first to report on the new call for a boycott. The journalist Stefan Aigner also mentioned the boycott appeal to the performing artists, sponsors and media partners of the Solidarity City of Regensburg (SSR):

“I laugh about it.” “He’s a well-known left-wing radical who hates the princess.” This is how Reinhard Söll, organizer of the Regensburg Castle Festival, reacted to the Evangelical Press Service in early March when the activist Kurt Raster called. He had called for a boycott of the Castle Festival through the “Alliance for Solidarity in the City” because of the right-wing conspiracy theories of the owner of the castle, Gloria von Thurn und Taxis. Can Söll still laugh when he reads the open letter from over 100 artists and cultural workers that was published recently?”

Aigner emphasizes that what is remarkable about the renewed appeal is above all the large range and number of signatories and therefore develops “impact”:

“It is – and that hasn’t been the case in recent years – a cross section of a relevant part of the culture in Regensburg, which positions itself and which one may ignore in Castle Festival circles, but cannot easily laugh away with the catchphrase “left radical”. .”

However, it has to be corrected here: The Alliance for the Solidarity of the City of Regensburg consists of a total of 11 groups, including groups as diverse as Fridays for Future, the Alliance for Freedom of Thought, the Kurdish Solidarity Association, the Alliance Against Deportation Camps, Social Revolutionary Action, the Street Gang Theater Group or Right to the City. Overall, the alliance represents several hundred people. Kurt Raster is the author of the call, but it was read by all groups and approved with small changes. It is understandable that the organizers present SSR’s call for a boycott as an isolated action in order to diminish its importance. But the fact that the media follow this misrepresentation is more than annoying. It’s undemocratic.

At least Regensburg Digital shows a clear edge to the usual excuses of the castle festival supporters, as already explained in the press review of our call for a boycott, that the games have absolutely nothing to do with the lady of the castle:

“Then you’ll probably have to fall back on the stupid excuse that the Castle Festival, whose patron is Gloria, on whose property it takes place, whose guests of honor appear there and where she has already stood on the stage in person – not just to praise her of the autocrat Victor Orban – have nothing to do with Gloria.”

Süddeutsche Zeitung

The Süddeutsche Zeitung article is interesting because it contains an official statement by Ms. Gloria von Thurn und Taxis on the boycott calls:

“The meaning is now turning the tables: “A society that claims to be diverse and tolerant should also tolerate freedom of expression from people who do not reflect their own opinion,” she writes to the SZ.”

It has a strange taste when someone warns of diversity as an “ideology of division” (in “Caution, Reichelt!” from March 12, 2023), comments on same-sex marriages: “There are periods when the devil seems to celebrate happy origins” , with the AfD taking to the streets against sexual education and describing refugees as a security threat, even as a “war” (“One could almost say that the migration of peoples that is coming towards us here is a kind of war”) suddenly demands tolerance for itself . Tolerance for the intolerant?

But is it really about “opinion”? No! Beating up on weaker people and minorities has little to do with “freedom of expression”, but a lot to do with hate speech and discrimination that is relevant under criminal law. Denying man-made climate change is not an opinion, but simply ignorance. Playing down child abuse by priests while depicting sex education as “child abuse” is not an “opinion” but a mockery of the victims of sexualised violence.

Die Welt

The conservative Welt reports that the politicians and administration of the city of Regensburg are now officially distancing themselves from the right-wing populist billionaire and do not want to be associated with the festival:

“The city of Regensburg distanced itself from the statements of the patron at WELT’s request. “Regensburg stands for diversity and openness,” writes a spokeswoman, pointing out that the festival is not a city event.”

Apparently Ms. Gloria von Thurn und Taxis is increasingly isolated in the bourgeois camp. Basically, it only gets encouragement from right-wing populists. In the meantime, organizer Reinhard Söll from Odeon Concerte must obviously also be added to this group. Because he still defends the patron:

“The organizer of the Castle Festival is the concert agency Odeon Concerte. In the WELT interview, its owner Reinhard Söll was unimpressed by the calls for a boycott. These would be taken nationally more seriously than in the city. “Nobody here in Regensburg knows the 100 artists who signed,” said Söll. He describes the initiators as “radical leftists who hate the Princess”. He rejected accusations that the festival was political. He is concerned with the artistic, the basic principle of freedom of expression applies.”

Herr Söll considers people who defend human rights to be “radical left”? For him, hate speech is “freedom of expression”? Criticism of the lady of the castle is only based on “hate”, so it has no rational basis?

In this context, it should be remembered that Söll tried very hard to get the right-wing populist conspiracy theorist Xavier Naidoo to come to Regensburg. He booked it in 2020 and 2021 for the Castle Festival, which had to be canceled due to corona.

Incidentally, the fact that Mr. Söll does not know the well-known artists of the boycott call in Regensburg, including several winners of municipal and Bavarian cultural awards, shows in a revealing way how much “the artistic” really interests him.

Frankenpost

For a conciliatory conclusion, we quote from an article in the Frankenpost with the telling title “A noblewoman in the wake of the right wing”:

“An open letter from 100 local artists “To the citizens of the city of Regensburg” triggered a huge media echo throughout Germany. With reference to “the right-wing conservative radicalization of Ms. Gloria von Thurn und Taxis”, the letter included a request to stay away from this year’s Castle Festival. (…) Addressing potential visitors to the Schlossfestspiele in St. Emmeran, the undersigned declare: “Do not allow art and music to be misused for the political propaganda of the patron. Let’s face her hate hand in hand and show her that there is no place for it in Regensburg and in the arts.”

Hand in hand against hate, that’s the way it should be! That’s why we ask you once again as performing artists, sponsors and media partners to take a stand against hatred and stay away from the Thurn and Taxis Castle Festival!

Kommentare

  1. Werner Kiendl

    Kommentar gelöscht. Inhaltsleere Beleidigungen veröffentlichen wir nicht.

  2. Klaus Kaschel

    Die 100 oder mehr ” Kultur “schaffenden kennt keine Sau in der Region !!!
    I c h habe bisher die Schlossfestspiele gemieden. WEIL ihr Linksdreher hetzt , werde ich mich um ein Karte bemühen !!!

  3. Klaus Kaschel

    Eure AKTION zum 1. MAI 2023.

    ES SCHEINT , ihr Quatschköppe seid verkaufte KOMMUNISTEN.
    VENCEREMOS !!!

  4. Bündnis Solidarische Stadt Regensburg

    @Kaschel
    Wie der Veranstalter Söll scheinen Sie sich nicht für “das Künstlerische“ zu interessieren, da Ihnen mehrere städtische und bayerische Kulturpreisträger*innen offenbar unbekannt sind. Deshalb passen Sie sehr gut zu den Schlossfestspielen. Denn da geht es nicht um Kultur, sondern um Kommerz, Klatsch und die Verharmlosung rechtspopulistischem Schwurbels.

  5. Bündnis Solidarische Stadt Regensburg

    @ Kaschel
    Abgesehen davon, dass Sie hier unter dem falschen Beitrag kommentieren, würde uns sehr interessieren, was Sie mit “verkaufte” Kommunisten meinen. Verkauft von und an wen?

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