Stellungnahme zum rassistischen Diskurs um die Drei-M*-Straße:
»Rosen auf den Weg gestreut«

Anmerkung von Recht auf Stadt: Wir dokumentieren die Stellungnahme der Aktionsgruppe Straßenumbenennung. Wir sind empört darüber, dass der Sprecher der Sozialen Initiativen Reinhard Kellner am 01.04.2021 in der Mittelbayerischen Zeitung fröhlich Schuldumkehr betreibt. Statt die Ausfälle der Verteidigenden des rassistischen Straßennamens zu verurteilen, behauptet er, “die in der MZ geschilderten Aktionen bezüglich der Drei-M*-Straße [im Original ausgeschriebenen, RaS]  … dem wichtigen Anliegen Nein zu Rassismus schaden”. Sekundiert wird er dabei von der MZ-Journalistin Marianne Sperb, ihres Zeichens konservatives Aushängeschild der Mittelbayerischen. Unter anderem ist sie eine sehr wohlwollende Berichterstatterin der Aktivitäten der rechtsaffinen Milliardärin Gloria von Thurn und Taxis. Wir dürfen richtigstellen, dass die AG keinesfalls mit ihrem Anliegen “im Abseits” steht, wie die Journalistin behauptet.

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Marianne Sperb: “Eine Gesellschaft, die blindlings jeder Aufwallung identitätspolitischer Lager folgen soll, wird Abwehr entwickeln.” Weil Rassist:innen gegen Umbenennungen sind, soll auf Umbenennungen verzichtet werden? Welch krause Logik!

Stellungnahme AG Straßenumbenennung

Leider kein Aprilscherz der hiesigen Presse: Durch die Veröffentlichungen eines Lokalblatts sind die rassistischen Ansichten von Personen der Drei-M*-Straße an die Öffentlichkeit gelangt, legitimiert und vervielfältigt worden.
Die Artikel sprechen eigentlich für sich, aber einiges sei hier doch exemplarisch genannt, zum Beispiel die interessante Wortneuschöpfung „Entpigmentierung der Drei-M…..-Straße“ oder die unglaubliche Gleichsetzung von antirassistischen Aktionen mit dem Faschismus (es grüßt das Hufeisen).

Unsere May-Ayim-Plakate wurden im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus in einer gemeinsamen Aktion mit weiteren Gruppen dieser Stadt aufgehängt und publik gemacht. Schon zu Beginn der symbolischen Straßenumbenennungen wurden mehrmals Plakate mit rechtsradikalen Schmierereien beklebt und heruntergerissen. Dies betraf die Plakate am Neupfarrplatz im Gedenken an den Regensburger Fatih Saraçoğlu, welcher in Hanau Opfer eines rechten Anschlags wurde. In Regensburg wurde nun das Erinnern an ihn von Rechten angegriffen, jedoch gab es diesbezüglich keinen vergleichbaren Aufschrei.

Leider wurden auch in der Drei-M*-Straße mindestens drei unserer Plakate heruntergerissen und auf Facebook gehetzt. Die Drohungen kamen von einer Person der Drei-M*-Straße, welche uns letztes Jahr gegenüber erwähnte, dass „behinderte Kinder entstehen, wenn sich die weiße und die schwarze Rasse mische“. Auf Facebook teilte sie zu Beginn der symbolischen Straßenumbenennungen Folgendes zu einem Foto unseres Plakates mit: „Und eins sag ich euch wer das auch oder wer hinter dieser ….. steht kommt ihr nicht damit durch“ [sic].
Weiterhin beschwert sich diese Person in anderen Posts, dass sie endlich die deutsche Schuld bezüglich des nationalsozialistischen Regimes vergessen dürfen will und vergleicht Politiker:innen bildlich mit Ratten.

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Vor einer Woche wurden wir auch von weiteren Personen der Drei-M*-Straße bedrängt, geduzt und belästigt. Mehrmals baten wir darum, Abstand zu halten und sich zu entfernen. Eine der beiden Personen trug keine FFP-2-Maske, schrie und kam anderen sehr nahe und gefährdete diese. Unsere Plakate, welche wir bereits abgehängt hatten, wurden von ihm auseinander getreten. Auch vor körperlicher Gewalt schreckte er nicht zurück, siehe Video, und streckte uns im Anschluss seine Mittelfinger entgegen. Wir wissen, warum derjenige, der feixend danebenstand, keine Zivilcourage zeigte. Die ständige Täter-Opfer-Umkehr, die in dieser Straße seit Längerem betrieben wird, mutet vor dem Hintergrund der Gewalt lächerlich an.
Wir möchten uns bei denjenigen Passant:innen, die uns zu Hilfe eilten, bedanken.

Nicht nur die in der Berichterstattung vage bleibenden „Handgreiflichkeiten“, auch verschiedene antirassistische Aktionen der letzten Zeit wurden bewusst in einen Topf geworfen. Es wurde beispielsweise suggeriert, dass wir für eine Plakataktion mit einer Kritik an dem Betreiber der Cafébar Drei M* verantwortlich wären, bei der auch sein Gesicht veröffentlicht wurde.
Wir möchten festhalten: Unser Fokus liegt auf dem Namen der Straße an sich. Die Cafébar Drei M* interessiert uns nicht sonderlich und spricht im Übrigen für sich: einerseits durch ihren Namen, andererseits durch ihre eigenen häufigen Veröffentlichungen zur Thematik. Auf ihrer Webseite und durch ihre Fans wird z. B. Folgendes verlautbart: „Mir ganz egal wie der Schuppen heißt – für das Himbeertürmchen geh ich eh über Leichen ;-)“ oder „Auf der Speisekarte vermisse ich N….küsse, aber die Provokation würde das studentische Publikum überfordern“.

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Da wir jedoch aufgefordert wurden, möchten wir klarstellen, wovon wir uns sehr gerne distanzieren möchten: der Drei-M*-Straße, dem Bismarckplatz, der Statue des Don Juan (dessen Fuß auf dem Kopf eines Ermordeten steht), der Admiral-Scheer-Straße (NS-Panzerschiff, benannt nach einem Kolonialisten und 1.-WK-Admiral), der Messerschmittstraße (Rüstungsgigant mit KZ-Zwangsarbeitern), der Udetstraße (NS-Generaloberst), der Danziger Freiheit und allen weiteren Straßennamen und Plätzen, die den Ideologien der Ungleichwertigkeit frönen.

Anstatt auf die Ermittlungsbehörden zu setzen, wie andere das an besagtem Tag in aufgehetzter Stimmung getan haben, vertrauen wir lieber auf die Solidarität von Antirassist:innen, die uns in den letzten Tagen beigestanden haben.

Es ist Menschen natürlich freigestellt, sich voreilig von uns zu distanzieren – mit wem sie sich dann gemein machen, können sie selbst am besten beurteilen.

Wir werden zu diesem Sachverhalt keine weiteren Veröffentlichungen tätigen, da wir uns an diesem aufgehetzten Diskurs nicht beteiligen wollen und wir nicht über jedes Stöckchen springen möchten, welches uns Journalist:innen hinhalten. Auf unserem Blog finden sich zahlreiche Verweise auf die Hintergründe des Begriffes M*, die recherchierbar wären. In dem Sinne: May-Ayim-Straße jetzt! Keine Bühne und kein Applaus dem Rassismus! Say their names and may they rest in power: Fatih Saraçoğlu, Yohannes Alemu und – seinen Namen werden wir immer wieder nennen – Oury Jalloh.

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Mit antirassistischen Grüßen,
die Aktionsgruppe Straßenumbenennung Regensburg am 03.04.2021
– umbenennung.wordpress.com –

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