Thurn und Taxis Schlossfestspiele:
Rainhard Fendrich spielt nicht bei Schlossfestspielen!

Kittels Stadtzeitung meldete es zuerst, das „erste mit Spannung erwartete Geheimnis“: Rainhard Fendrich spiele bei den „Thurn und Taxis Schlossfestspielen“ 2020. Dann folgten Mittelbayerische und TV Aktuell mit je einem eigenen Verkündigungsbericht. Von „Konzerthighlight“ war die Rede, von der „österreichischen Musiklegende Rainhard Fendrich“, die „immer authentisch, voller Leidenschaft“ sei und vor allem eines habe, „Haltung“. Diese Haltung könnte er nun tatsächlich gezeigt haben, denn er kommt nicht zu den Schlossfestspielen. Stattdessen gastiert er in der Donauhalle. Grund ist wohl eine beherzte Aufklärung des Künstlers seitens einer SSR-Aktivistin.

FendrichFan der ersten Stunde

Die Aktivistin von Solidarische Stadt Regensburg (SSR) ist ein treuer Fan von Rainhard Fendrichs Musik und Texten. Umso enttäuschter war sie, als sie von dessen Absicht erfuhr, ausgerechnet bei den Schlossfestspielen aufzutreten, deren Schirmherrin die allseits berüchtigte Milliardärin Frau Gloria von Thurn und Taxis ist. Daher ließ sie den Betreuern der offiziellen Facebookseite des Künstlers eine klare Botschaft zukommen:

23.09.2019
Liebes Rainhard Fendrich Team. Ich bin ein Fan der ersten Stunde. Beim ersten Konzert, das ich besucht habe, ist er zusammen mit seinem Bruder und akustischen Gitarren aufgetreten. Seine Lieder haben mich über die Jahre begleitet und ich habe jedes Konzert besucht, dass in meiner oft auch weiteren Umgebung stattgefunden hat. Seine klare Stellungnahme gegenüber Rechtspopulismus hat mich sehr gefreut. Die Ankündigung allerdings bei den Schlossfestspielen in Regensburg aufzutreten war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Auf dem Grund einer Frau mit extremen rechtspopulistischen Ansichten und öffentlichen Auftritten mit AfD-Politikern, die sogar dort als extrem rechts gelten, kann ich nicht verstehen. Das macht ihn für mich unglaubwürdig und es verleiht leider auch der Musik einen schalen Beigeschmack. Irgendwas ist dann nicht ehrlich. Es würde mich sehr freuen, wenn er bei seiner Tour in Regensburg Halt machen würde, aber nicht bei dieser Person. Klar, der Veranstalter ist jemand anderes, aber wer dort auftritt, macht sich schon auch gemein mit dieser Person.

Eine „Nina“ vom Facebook-Team Rainhard Fendrich antwortete:

Vielen Dank für Ihre Offenheit und für Ihre berechtigten Anmerkungen zum Regensburg-Konzert, die wir direkt ans Management weitergegeben haben. Bitte haben sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen leider keine Auskunft darüber geben kann, wie mit der Problematik weiter verfahren wird.

Hoffnungsvoll legte die SSR-Aktivistin mit einer Meldung der Plattform queer.de nach: „Gloria und Kardinal Müller: Homo-Hasser bei US-Verfassungsrichtern“. Die Reaktion von „Nina“ ließ nicht lange auf sich warten:

Noch einmal ganz herzlichen Dank für den Hinweis. Ich wollte dir mitteilen, dass Rainhard Fendrich sein Regensburg-Konzert mittlerweile in die Donau-Arena verlegt hat. Liebe Grüße, Nina.

Und tatsächlich. Am 27.09.2019 meldete der Radiosender Charivari: „Rainhard Fendrich kommt nicht zu T&T Festspielen“. Wegen „Termingründen“ werde das Regensburger Konzert im Oktober nächsten Jahres in der Donau Arena stattfinden.

Fast genau zwei Monate später, nachdem Odeon Concerte offensichtlich Gregory Porter & Band als Ersatz für Fendrich gefunden hatte, vermeldete auch die Mittelbayerische Zeitung die Absage. Diesmal mit ziemlich dürren Worten in einem ansonsten reinen PR-Artikel für Gegory Porter, dem „Grammypreisträger mit der sanften Stimme“:

„Der Auftritt von Rainhard Fendrich, der eigentlich am 26. Juli stattfinden sollte, wurde der Online-Ticket-Plattform Eventim zufolge wieder abgesagt.“

Der Grund der Absage?

Die Chronologie deutet sehr darauf hin, dass die Informationen der Aktivistin zur Absage führten. Wie die Popgruppe Revolverheld, die sich öffentlich auf der Bühne von der Schlossherrin distanzierte, SSR mitteilte, wüssten Künstler oft nichts von den Hintergründen einer bestimmten Örtlichkeit.

Selbstverständlich baten wir auch Veranstalter und Künstler um eine Stellungnahme. Reinhard Söll von Odeon Concerte antwortete so salomonisch wie nichtssagend:

„Das Konzert von Rainhard Fendrich bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen wurde aus tourorganisatorischen Gründen auf den 30.10.2020 in die Donau Arena verschoben.“

Pressestelle und Management von Rainhard Fendrich blieben bis heute eine Antwort schuldig.

I.D

Screenshot der Homepage „Schlossfestspiele“. I.D. steht für „Ihre Durchlaucht“

SSR hofft jetzt natürlich, es spricht sich auch bis zu Sarah Connor herum, dass ein Auftritt bei der rechtslastigen und homophoben Milliardärin für sie als Künstlerin ein absolutes No-Go ist. Wie kann sie ihr Lied „Vincent“ auf dem Grund einer Frau singen, die Homo-Ehen als Teufelswerk ansieht? Wie kann sie so lobenswerte Zeilen singen wie „Alle Bomben, Panzer und Despoten / Und AfD-Idioten / mein Herz kriegt ihr nicht“ und sich dann unter die Schirmherrschaft einer AfD-affinen Orbán und Bannon-Freundin stellen? Wie kann sie aufopferungsvoll Schutzsuchenden helfen und dann im Schloss einer Frau auftreten, die Geflüchtete mit Krieg gleichsetzt?

Um Frau Connor über den Spielort und die damit verbundenen Widrigkeiten aufzuklären, wurden von besagter SSR-Aktivistin bereits entsprechende Facebookkommentare platziert.

Aber SSR ist auch gnädig: Xavier Naidoo darf gerne bei der Schlossherrin auftreten. Wir finden, Frau Thurn und Taxis und dieser Künstler passen super gut zusammen.

Kommentar

  1. franz huber

    Die “Schlossfestspiele” verkommen eh’ immer mehr zu einem tète-à-tète eines mehr und mehr eventgeilen Publikums, bei Laune gehalten von alternden, zweitklssigen “Stars”.
    Ich selbst habe da mehrfach mitgewirkt, als diese Veranstaltung noch ein echtes Kulturangebot mit künstlerischem Niveau und nicht um des Catering willen war.
    Diese Veranstalterin, die sich selbst nicht entblödete, ihrem “Goldie” zum 60-sten Geburtstag ebensoviel Marzipan-Penisse von der Decke zu lassen und die in ihrem Schloss-Café Lampen in Form von Riesen-Präservativen zuläßt, ist an Verlogenheit und Bigottierie kaum zu überbieten.
    Recht so, Herr Fendrich, solche Veranstalter lässt man links liegen.

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