Seniorenheim Candis:
Gefährliche Pflege im Seniorenheim Candis: Eine für 47!

Seniorenheim Candis Gefährliche PflegeWie macht ein privates Pflegeheim Gewinne? So wie jedes andere profitorientierte Unternehmen auch: Es verlangt, was der Markt hergibt. Leider ist es auf dem Pflegemarkt nicht so einfach. Heime in der Hand von Wohlfahrtsverbänden und Kommunen deckeln die Preise, denn Sie müssen keine Gewinne machen. So bleibt als einziger Ausweg: am Personal sparen.

Im neu errichteten Seniorenheim Candis auf dem Areal der ehemaligen Zuckerfabrik wurde etwas zu sehr gespart. Die kommunale Heimaufsicht (FQA) monierte in seinem Prüfbericht, eine Pflegekraft in der Nachtwache müsse im Schnitt 47 alte Menschen betreuen, obwohl maximal zwischen 30 und 40 zu Pflegende erlaubt seien. Aus dem Prüfbericht:

Bei Nichtbeachtung dieses Nachtwachenschlüssels ist im Kontext der tatsächlich vorhandenen Arbeitskraft einer einzelnen Nachtwache daher seitens der FQA von einer potentiellen Gefährdung der Bewohnerinnen und Bewohner auszugehen.

Der Träger Bayernstift GmbH versicherte inzwischen, eine zusätzliche Nachtwache eingeführt zu haben. Ob der Personalschlüssel aber nun dauerhaft eingehalten wird, ist fraglich. Das Pflegeheim sucht offensichtlich dringend Personal. In der Broschüre zum Seniorenheim heißt es:

Wir suchen Altenpfleger, Krankenpfleger & Pflegekräfte. Sie sind das oder kennen jemanden? Dann rufen Sie uns an unter …

Außerdem vermeldet der Prüfbericht mehr Personalabgänge denn -zugänge:

Im letzten Halbjahr wurden fünf Hilfspersonen in Pflege und Betreuung neu eingestellt (3 Planstellen). Im gleichen Zeitraum haben drei Fachkräfte (2,63 Stellen) sowie sechs Pflegeassistenten die Einrichtung verlassen (3,33 Planstellen).

Fachkräfte verlassen die Einrichtung, Hilfskräfte werden eingestellt. Die hohe Personalfluktuation deutet zudem auf ein ungutes Arbeitsklima und eine schlechte Entlohnung hin. Noch ein alarmierender Befund aus dem Prüfbericht:

Bei 19 Bewohnern war eine Psychopharmaka-Gabe ärztlich verordnet (20 %).

Das ist jede_r fünfte Pflegebedürftige des Heims. Der Bremer Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske schätzt, dass in Deutschland beispielsweise knapp 240.000 Demenzkranke zu Unrecht mit Psychopharmaka behandelt werden. “In diesen Fällen werden die Medikamente nicht verschrieben, um die Leiden der Patienten zu mindern oder ihre Krankheiten wirksam zu behandeln, sondern um Personal einzusparen und somit den Heimbetreibern höhere Gewinne zu bescheren”. (Zeit-Online: Wider Willen ruhig gestellt)

Kommentare

  1. Michael Wittmann

    Keine Frage – solche Zustände sind nicht akzeptabel.
    Trotzdem würde ich mir exakte Recherche dazu wünschen.
    Falsch ist die Behauptung, dass Heime in Trägerschaft von Wohlfahrtsverbänden die Preise deckeln. Richtig ist, dass jedes Heim individuelle Pflegesätze mit den Kostenträgern vereinbaren muss.
    Und ich würde vor allem gerne wissen, welcher Arzt Psychopharmaka aus dem Grund verschreibt, einem Heimbetreiber höhere Gewinne zu sichern?
    Sie machen hiermit Ärzte zu Erfüllungsgehilfen von gewinnorientierten Heimbetreibern. Diese Anschuldigung sollten sie schon sehr konkret bewrisen können. So wie es hier geschrieben steht wirkt es aber mehr, wie aus der Nase gezogen.

  2. RAS

    Offensichtlich sind Sie der Ansicht, Heime bekämen von den „Kostenträgern″ unterschiedlich viel Geld. Diese Ansicht ist falsch. Denn jedes Heim, ob privat, in der Hand von Wohlfahrtsverbänden oder der Kommune, bekommt von der Pflegekasse gleich viel Geld. Letztes Jahr waren das für

      Pflegestufe I: 1064,00 Euro
      Pflegestufe II: 1330,00 Euro
      Pflegestufe III: 1612,00 Euro.

    Der Rest, in der Regel mindestens nochmal der gleich Betrag, muss von den Bewohner_innen bzw. den Angehörigen aufgebracht werden.
    Die sogenannten Pflegesatzverhandlungen beziehen sich lediglich darauf, wieviel Geld mindestens für die Pflege aufgewandt werden muss. Der Rest kann an die Investoren, in der Regel über die Kaltmiete (Investitionskosten), abgeführt werden.
    Private Heime haben daher ein Interesse an niedrigen Pflegesätzen, kommunale können das meiste Geld in die Pflege stecken. So gibt das private Pflegeheim Candis einen täglichen Satz für die Pflege von ca. 76 Euro an, das kommunale Seniorenheim Kumpfmühl 89 Euro (Abruf Sommer 2016). Dafür verlangt Candis knapp 21,90 Euro Investitionskosten, Kumpfmühl dagegen nur 12 Euro.
    Gerne würde Candis noch mehr Investitionskosten verlangen, aber dann, um den SPD-Fraktionsvorsitzenden Hartl zu zitieren, „geht ihnen keiner mehr eini″. Sie wären trotz geringerer Pflegekosten teurerer als kommunale oder gemeinnützige Träger.
    Damit diese Deckelung ein Ende hat, verklagte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) 2016 die Stadt Regensburg.
    Sie sehen, unsere Darstellung ist gut recherchiert, nachvollziehbar und daher folgerichtig.
    Hier die Heimpreise zum Nachrecherchieren:
    Heimkosten Candis
    Heimkosten Bürgerheim Kumpfmühl
    Zu ihrem zweiten Punkt: Verschreibung von Psychopharmaka.
    Zur Klarstellung: Das sind nicht originär unsere Anschuldigungen, sondern wir zitierten, was anerkannte Forscher_innen einer bundesweit renommierten Institution an einer öffentlichen Universität herausgefunden haben. Die Aussagen standen in einer der seriösesten Zeitungen in diesem Lande.
    Aufgrund der hohen Glaubwürdigkeit der Quellen, halten wir die Vorwürfe für sehr wahrscheinlich. Wenn Sie dagegen die Anschuldigungen „aus der Nase gezogen″ bezeichnen, ist das zwar ihr gutes Recht, ein rationales Gegenargument ist es nicht.

  3. Hansdampf

    Hallo, der Beitrag stimmt komplett, war bis vor kurzen angestellt in diesem Hause. Der Ablauf für neue Mitarbeiter sieht schon mal so aus, daß man Namen von Bewohnern ohne jedliche weitere Info zu erhalten, einfach zu machen hat. Ob es für Bewohner ein Problem darstellt, interessiert dort niemanden.

  4. Ich

    Ich frage mich was das für ein angebliches Altenheim ist wenn Alkoholiker und und und aufgenommen werden. Dazu muss man sagen ich würde da nicht mal für eine Million arbeiten. Einfach Menschen unwürdig für Bewohner und Angestellte

  5. Anonym

    Ich habe die Zustände im ” Altenheim Rosengarten” von 2013-2014 mit bekommen, wenn ich meinen Vater dort besuchte.
    Das Essen ( wenn man es noch so nennen kann!) ist schon menschenunwürdig! Die Pflegekräft sind total überfordert, trotzdem waren Sie lieber auf der Terasse zum Rauchen, statt sich um die Heimbewohner zu kümmfern.
    Die Windel meines Vaters war nie gewechselt, wenn ich ihn besuchte. Einmal hatte ich diese abends ca. 17 Uhr markiert um zu sehen, ob sie gewechselt wird. Am nächsten Tag um 15 Uhr !!!! hatte er immer noch die selbe Windel!
    Ich habe fast täglich menschenunwürdes dort erlebt….
    Ich möchte NIE in ein Altenheim, vorher wähle ich lieber den Freitod…. das ist meine Meinung, nachdem ich das alles sehen musste!

  6. Hansdampf

    Ich finde, man sollte sich weniger darüber aufregen, da es in der Öffentlichkeit fast nuiemanden Interessiert und folge dessen sich nie was ändern wird und einfach so weiterlaufen wird.Daher gesehen ist für jeden, der sich da aufregt komplett unnütz

  7. Egal

    Aber den Vater in ein Altenheim stecken. Unlogisch

  8. Anonymous

    Rosa Schlüpfer : Ich kann dem Bericht von Hansdampf nur zustimmen !!!

  9. Anonymous

    Da wo Menschen Wurde hat nichts zu suchen , .

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