Antrag an Kultusministerium:
Elly Maldaque ist rehabilitiert!

Im März stellte das Theaterensemble ueTheater beim Bayerischen Kultusministerium den Antrag, die Volksschullehrerin Elly Maldaque, die 1930 vom damaligen Kultusminister Goldenberger unehrenhaft entlassen wurde, endlich zu rehabilitieren. Die Antwort von Kultusminister Piazolo könnte positiver kaum sein.

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo

Antwort von Kultusminster Prof. Dr. Michael Piazolo

Kultusminister Piazolo bezieht klar Position: „Nach den uns vorliegenden Erkenntnissen ist Frau Maldaque nach heutigen Maßstäben zutiefst ungerecht behandelt worden. Die Begleitumstände, die zu ihrer Entlassung führten, sind dubios; insbesondere die Rolle der Wegbereiter des nationalsozialistischen Terrorregimes ist unsäglich und deutet darauf hin, dass Frau Maldaque Opfer einer von rechtsextremen Kreisen lancierten Kampagne geworden ist.“

Damit distanziert sich das Kultusminsterium klar von der Entscheidung des damaligen Kultusministers Goldenberger, der die beliebte Lehrerin 1930 fristlos aus dem Staatsdienst entließ, was als Grund für ihren frühen Tod zu werten ist.

Ausdrücklich stellt sich Prof. Dr. Piazolo hinter die Erinnerungsarbeit des ueTheaters: „In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen um das nachhaltige Erinnern und Gedenken, welches hierzu entscheidend beiträgt.“

Und er fordert nachdrücklich dazu auf, den Schülerinnen und Schülern das Wissen und die Erkennntisse aus der Vergangenheit nahe zu bringen: „Als Verantwortlicher für unsere Schulen ist es mir besonders wichtig zu betonen, dass im Freistaat Bayern nicht nur die Lehrkräfte ihrer pädagogischen Arbeit zur Förderung von Toleranz und Demokratie frei von menschenfeindlichen Beeinflussungen nachkommen können, sondern dass auch unsere Schülerinnen und Schüler von den Verbrechen der Vergangenheit erfahren und daraus Lehren für unsere Gegenwart ziehen.“

Das ueTheater hofft nun, dass die eindeutigen Worte des Kultusministers endlich zu einem würdigen Erinnern an die Lehrerin Elly Maldaque führen werden nach den vielen Jahren beschämender Verdrängung.

Da die Chance vertan wurde, die ehemalige Hans-Herrmann-Schule nach Elly Maldaque zu benennen, sollte endlich die Von-der-Tann-Schule umbenannt werden. Keinem Menschen ist es zu erklären, dass im Jahr 2023 immer noch eine Grundschule in Deutschland nach einem Militärführer benannt ist, der sich seine zweifelhaften Meriten ausgerechnet im Kampf gegen unser heutiges Freundesland Frankreich verdiente. Einen würdigeren und passenderen Namen als Elly Maldaque, die an dieser Schule bis zu ihrer Entlassung Lehrerin war, gibt es nicht.

Piazolo hält sich zwar bezüglich einer Umbenennung der Von-der-Tann-Schule zurück, verweist auf die Selbstverantwortung von Bildungseinrichtungen, wünscht aber über seinen Ministerialrat Karg der Erinnerungsarbeit des ueTheaters Gelingen: „Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus oktroyiert in derlei Fällen keine Entscheidung, sondern ermuntert dazu, den Diskurs direkt mit den Betroffenen vor Ort zu führen, was ich Ihnen auch in diesem Fall nahelegen darf. Für Ihre weiteren Bemühungen um die Erinnerungskultur wünsche ich Ihnen alles Gute!“

Ermuntert durch diesen Auftrag wird das ueTheater seine Erinnerungsarbeit an Elly Maldaque kontiniuerlich fortsetzen.

Dokumentation

Wir dokumentieren im Folgenden die komplette Antwort des Kultusministers und den folgenden Schriftverkehr. Der ursprüngliche Antrag kann hier nachgelesen werden. Außerdem kann der komplette Schriftverkehr hier als Pdf heruntergeladen werden.
 

Der Bayerische Staatsminister
für Unterricht und Kultus
Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL
München, 28. April 2023
 

Rehabilitierung der Lehrerin Elly Maldaque

Sehr geehrter Herr Raster,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 14.03.2023. In diesem Schreiben schildern Sie mir das Schicksal der Lehrerin Eliy Maldaque, die bis zu Ihrem Tod 1930 in Regensburg unterrichtete, und fordern die Wiederherstellung ihrer Ehre, da ihr großes Unrecht geschehen sei.

Sehr geehrter Herr Raster, ich stimme Ihnen zu: Nach den uns vorliegenden Erkenntnissen ist Frau Maldaque nach heutigen Maßstäben zutiefst ungerecht behandelt worden. Die Begleitumstände, die zu ihrer Entlassung führten, sind dubios; insbesondere die Rolle der Wegbereiter des nationalsozialistischen Terrorregimes ist unsäglich und deutet darauf hin, dass Frau Maldaque Opfer einer von rechtsextremen Kreisen lancierten Kampagne geworden ist.

Das Schicksal von Frau Maldaque und insbesondere das Verhalten der damaligen Behörden ist uns Ansporn, unser Bildungssystem heute fundamental anders zu gestalten: Als Verantwortlicher für unsere Schulen ist es mir besonders wichtig zu betonen, dass im Freistaat Bayern nicht nur die Lehrkräfte ihrer pädagogischen Arbeit zur Förderung von Toleranz und Demokratie frei von menschenfeindlichen Beeinflussungen nachkommen können, sondern dass auch unsere Schülerinnen und Schüler von den Verbrechen der Vergangenheit erfahren und daraus Lehren für unsere Gegenwart ziehen. Unsere Schülerinnen und Schüler lernen: Nur ein funktionierender Rechtsstaat kann auf Dauer gewährleisten, dass die staatliche Verwaltung frei von extremistischen Beeinflussungen bleibt. Ich setze mich persönlich dafür ein, dass diese fundamentale Lehre aus der Vergangenheit — und damit auch aus Fällen wie der von Elly Maldaque – weiterhin Leitgedanke unseres Handelns im Bildungsbereich bleibt und wir so das Andenken aller Opfer von demokratiefeindlichen Weltanschauungen ehren.

In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen um das nachhaltige Erinnern und Gedenken, welches hierzu entscheidend beiträgt. Für Ihr weiteres Engagement und Ihr persönliches Wohlergehen wünsche ich Ihnen alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Michael Piazolo


 

ueTheater
Regensburg, 29. Mai 2023
 

Antrag: Rehabilitierung der Lehrerin Elly Maldaque

Lieber Herr Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo,

meine Theatergruppe „ueTheater“ und ich danken Ihnen aus ganzem Herzen für die vollumfängliche Rehabilitierung der Lehrerin Elly Maldaque! Ehrlich gesagt ging ich, nachdem ich längere Zeit keine Antwort bekam, schon davon aus, maximal eine höfliche, aber unverbindliche Antwort zu bekommen. Aber nun sind alle meine Zweifel zerstreut und die Ehre von Frau Maldaque ist wiederhergestellt!

Dies wird den vielen Menschen in Regensburg, die bereits seit vielen Jahren eine öffentlich sichtbare Erinnerung an Elly Maldaque fordern, großen Auftrieb geben. Ich hoffe, dass Ihre so klare Aussage die hiesige Verwaltung endlich bewegen wird, am besten eine Schule oder eine andere, öffentliche Einrichtung, beispielsweise das „Studententheater“ bzw. „Theater an der Uni“ nach Elly Maldaque zu benennen.

Am sinnvollsten wäre aber vermutlich, ihre letzte Wirkungsstätte, die Von-der-Tann-Schule in der Regensburger Altstadt, nach ihr zu benennen. Vielleicht könnten Sie sich als Kultusminister für die Umbenennung einsetzen? Schon ihr Vorgänger sorgte dankenswerterweise dafür, dass eine Schule in Regensburg, die den Namen eines ehemaligen Oberbürgermeisters trug, der tief in das nationalsozialistische Regime verstrickt war, umbenannt wurde.

Denn ob es für die Demokratie förderlich ist, eine Schule, inzwischen sogar eine Grundschule, ausgerechnet nach einem Kriegsgeneral zu benennen, der sich seine Orden vor allem im Krieg gegen unser jetziges Freundesland Frankreich verdiente, ist doch sehr zweifelhaft.

Mit herzlichen, sehr dankbaren Grüßen,
Kurt Raster / ueTheater


 

Der Bayerische Staatsminister
für Unterricht und Kultus
Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL
München, 06.06.2023
 

Rehabilitierung der Lehrerin Elly Maldaque

Sehr geehrter Herr Raster,

vielen Dank für Ihr neuerliches Schreiben vom 29.05.2023 an Herrn Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo, in dem Sie um Unterstützung für die Umbenennung der Von-der-Tann-Grundschule Regensburg zugunsten der Erinnerung an Frau Elly Maldaque bitten. Herr Staatsminister hat mich als zuständigen Leiter des Fachreferates für Erinnerungskultur gebeten, Ihnen zu antworten.

Sehr geehrter Herr Raster, auch wenn ich Ihren Vorschlag grundsätzlich für bedenkenswert halte, so liegt die Namensgebung von Schulen doch – im Rahmen der schulischen Eigenverantwortlichkeit – zuvorderst bei der betroffenen Schule selbst respektive bei ihrem unmittelbaren schulischen Umfeld, insbesondere beim jeweiligen Sachaufwandsträger. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus oktroyiert in derlei Fällen keine Entscheidung, sondern ermuntert dazu, den Diskurs direkt mit den Betroffenen vor Ort zu führen, was ich Ihnen auch in diesem Fall nahelegen darf.

Für Ihre weiteren Bemühungen um die Erinnerungskultur wünsche ich Ihnen alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen
gez. Werner Karg
Ministerialrat

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