Pünktlich um 14 Uhr ging es los. Der Infostand war am Rathausplatz aufgebaut, das Ensemble Obdachlosenzelte neben Stellwänden mit den Motiven “Leerstand Dörnberg” und “Stadtratstäter:innen” stand. Kurz vorher hatten wir erfahren, dass nur einen Platz weiter am Haidplatz die Coronaschwurbler eine Kundgebung angemeldet hatten. Es kam aber zu keinen Zwischenfällen, obwohl wir auf unserem Offenes-Mikro-Plakat vermerkt hatten, “Coranschwurbler:innen und sonstigen Chaoten” werde der Saft abgedreht.
Auch wenn insgesamt nur wenige Leute unterwegs waren, konnten viele interessante Gespräche geführt werden, gerade auch mit Coronaleugnenden respektive -verharmlosenden. Ein Pärchen meinte, wir hätten zur Zeit ein größeres Problem als die Wohnungsnot, nämlich Masken nebst Einschränkungen. Sie kämen gerade von der Demo nebenan. Schon wollten sie weitergehen, wurden jedoch hellhörig, als ihnen von Zwangsräumungen mitten während des Coronalockdowns erzählt wurde und wie unglaubwürdig und menschenfeindlich sich hier der Staat und seine Erfüllungsgehilf:innen in der Justiz zeigen. Das hat sie dann doch noch überzeugt, und sie nahmen eines unser Infopacks mit.
Einer älteren Dame gefiel das Plakat mit der Aufschrift “Thurn und Taxis enteignen!” sehr gut. Sie meinte: “Genau, de blede Kua de!”. Sie klagte über ihre hohe Miete von fast tausend Euro für eine Wohnung in der Altstadt, die sie sich nur leisten kann, weil ihr verstorbener Mann eine recht ansehnliche Pension hinterlassen habe. Wie aber sollen sich Normalverdienende das leisten? Aber Krankenschwestern und Handwerker brauche eine Stadt doch auch!
Aber es gab auch offen ablehnende Statements. Ein anscheinend gutsituierter Herr meinte, gegen Wohnungsnot gebe es nur eines: Arbeiten! Das sei alles nur eine Neiddebatte. Wer arbeite, könne sich eine Wohnung kaufen. Dass viele Vollzeit arbeiten und trotzdem mit Hartz IV ihren unterirdischen Lohn aufbessern müssen, geschweige denn sich zusätzlich eine Wohnung kaufen können, wollte er nicht gelten lassen. “Haben Sie überhaupt schon mal was gearbeitet in ihrem Leben?”, fragte er den Recht-auf-Stadt-Aktivisten. Eine Antwort wollte er allerdings nicht hören. Er zog unbelehrt und unbelehrbar hochroten Kopfes ab.
Rede von Recht auf Stadt Regensburg
Rede von Sozialrevolutionäre Aktion
Musikalisches Rahmenprogramm