Bericht 18.03.2020:
Anker in Zeiten von Corona

infostandsommer2017Auch wenn unsere Kundgebungen jetzt eine Zeit lang nicht mehr möglich sein werden, stehen wir natürlich dennoch in Kontakt mit Geflüchteten aus dem Abschiebelager. Die Menschen im Ankerzentrum sind inzwischen in verschiedenen Sprachen über den Coronavirus und durch welche Maßnahmen sie eine Ansteckung vermeiden können, informiert worden. Sie sind dennoch irritiert bzw. verärgert und in großer Sorge, denn wenn sie die Empfehlungen ernst nehmen, dürften sie auf keinen Fall im Ankerzentrum leben. Prinzipiell leben dort zu viele Menschen auf zu engem Raum. Sie müssen sich die sanitären Anlagen mit vielen anderen teilen, viele Menschen gehen gleichzeitig zum  Essen in die Kantine und außer wenigen Einzelzimmern befinden sich normalerweise 2-4 Personen in einem Raum.

Für die Geflüchteten ist klar, dass es höchstens zwei sein dürften. Sie verstehen auch nicht, warum nicht alle Räume im Lager geöffnet werden, denn ihrer Meinung gibt es Räume, die nicht genutzt werden und die dazu dienen könnten, dass sich weniger Menschen einen Raum teilen müssen.

Insgesamt bleibt die Frage, wie sie denn soziale Kontakte meiden sollen – genau dies wird aber täglich eindringlich von der Bevölkerung gefordert.

Es zeigt sich, dass die prinzipielle Forderung nach Abschaffung der Abschiebezentren aktuell an Brisanz gewinnt, da durch die hohe Anzahl von Menschen auf engem Raum das Infektionsrisiko um ein Mehrfaches höher ist als beim Leben in eigenen Zimmern bzw. Wohnungen. Den Geflüchteten ist klar, dass irgendwann jemand im Abschiebelager erkranken wird. Sie sind einerseits in großer Sorge, wie sie sich vor dem Ausbreiten der Coronainfektion schützen können und andererseits fürchten sie die Konsequenz, dass sie dann im Lager sozusagen eingesperrt werden könnten. Denn auch sie sehen die Bilder aus Thüringen.

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