Bericht vom 17.02.2021:
Zu Umverteilungen ins Abschiebelager

infostandsommer2017Heute sprechen wir mit einem Unterstützer. Gerade eben hat er einen langjährigen Freund ins Ankerzentrum gebracht. Dieser wurde angewiesen seine Wohnung zu verlassen und sich dort einzufinden, damit – so wurde es ihm gesagt – er im Falle einer Abschiebung leichter aufzufinden sei. Seit 20 Jahren lebt der Betroffene nun in Deutschland. Nachdem er endlich aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen konnte und schließlich auch Arbeit fand, muss er nun ins Abschiebelager – zurück auf Null. Wieder in ein Mehrbettzimmer, wieder Sachleistungen, wieder die ständige Angst vor Abschiebung. Nicht nur beim Unterstützer wirft dies Fragen auf.

Es wird deutlich, dass in Ankerzentrum nicht nur neu in Deutschland ankommende Menschen landen. Die zentralisierte Unterbringung war und ist wesentliches Merkmal deutscher Asylpolitik. Wie dem Betroffenen geht es vielen anderen Menschen in Deutschland. Die Motivation dahinter ist klar zu erkennen, zumal dies die Behörden – wie in diesem Fall auch – ja deutlich aussprechen. Geflüchtete sollen greifbar sein. Darüber hinaus erschwert eine Unterbringung im Ankerzentrum sehr oft auch die Unterstützung der Betroffenen. Zumal, wie in diesem Fall, das Lager weit weg vom vorherigen Wohnort ist.

Als 2017 diese neue Form der Lager implementiert wurde (damals „Transitzentren“ genannt) erhielten unzählige Menschen ebenso die Anordnung sich dort einzufinden. Leisteten sie dieser Anordnung nicht Folge, wurde ihnen mit Räumung, Entzug der Leistungen und anderen repressiven Maßnahmen gedroht. Auch das (soziale) Umfeld sollte für diese sogenannte Umverteilungen sensibilisiert werden. So erhielten bspw. Schulen Schreiben von Behörden, wieso die „Konzentration“ eben jener Menschen unabdingbar sei. Damals wie heute brechen für die Adressat*innen dieser Bescheide Welten zusammen. Herausgerissen aus ihrem sozialen Umfeld sollen sie in eine totale Institution, welche sie von der Gesamtgesellschaft isoliert. Kein Wunder, dass sich damals Widerstand regte.

Die Besetzung des Regensburger Doms vor bald 5 Jahren ist ein Beispiel dafür. Dutzende Familien aus dem Transitzentrum in Ingolstadt/Manching aber auch anderen Lagern sahen keine andere Möglichkeit mehr, als bei/in der Kirche Schutz zu suchen. Schutz vor den andauernden Polizeieinsätzen, den Abschiebungen, der alltäglichen Entwürdigung und Entmenschlichung von Lagern. Dieser Hilferuf wurde nicht gehört. Das um Hilfe angerufene Bistum Regensburg wandelte sich nach und nach als Gegner der Hilfesuchenden. Aus anfänglichen Versprechungen wurden bald Drohungen und Anfeindungen. Schließlich wurden die Schutzsuchenden mit einem Großaufgebot der Polizei geräumt – „Gott sei Dank“ kommentierte dies damals der ansässige Generalvikar Fuchs. Viele der Geräumten kamen wieder zurück in Lager. Die meisten von ihnen wurden bald darauf abgeschoben. Weitere Hintergründe und mehr Infos zur Dombesetzung in Regensburg könnt ihr u.a. hier und hier finden.

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