Rede der Sozialrevolutionären Aktion (SRA) am 1. Leerstandsaktionstag:
“Wem gehört die Stadt?”

SRA LeKu1

Reges Interesse am Protest gegen Leerstand vor den seit mindestens Anfang 2020 ungenutzten Räumen der ehemaligen Commerzbank

Wem gehört die Stadt?

Schon seit Jahren, und verschärft seit Corona, bekommen wir mehr und mehr Einschnitte ins öffentliche Leben zu spüren. Die letzte Zuspitzung waren die Betretungsverbote für Jahninsel und Grieser Spitz und das Alkoholverbot in der gesamten Innenstadt. Damit wird u.a. die massive Polizeipräsenz und die Aufrüstung der Blauhemden vom Ordnungsamt legitimiert. Seitdem vergeht kein Wochenende ohne Stress und Schikanen durch Uniformierte. Da kann man nur noch Hass bekommen! Ausgenommen vom Alkoholverbot sind übrigens alle Gastrobetriebe…

Nicht verwunderlich, wenn man die Vorgeschichte der Verbote untersucht. Erinnert ihr euch an die Kampagne „Fair Feiern“? Mit einer teuren Werbekampagne wurde für auf den ersten Blick für sinnvolle Ziele geworben. Vor allem Rücksicht beim Feiern auf Andere und auf vermeintliche AnwohnerInnen. Wer diese AnwohnerInnen sind, kann man auf der Webseite der Initiative nachlesen. Es handelt sich dabei in erster Linie um EigentümerInnen von Gastrobetrieben. Diese Initiative, die außerdem von Stadt und Ordnungsamt getragen wird, hat entscheidend die Diskussion um die Illegalisierung vom Feiern außerhalb von Bars und Clubs vorangetrieben. Dahinter stehen offensichtlich Profitinteressen. Klar, dass den Leuten, denen die Kneipen gehören, genervt davon sind, wenn wir uns in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen aufhalten. Sie verdienen natürlich nur, wenn wir stattdessen bei ihnen sitzen und deren Bier für bis zu 4 Euro trinken. Manche können sich das zwar leisten, viele aber eben auch nicht! Das bedeutet, dass diejenigen mit weniger Geld aus der Stadt verdrängt werden.

Wem gehört die Stadt?

Es ist doch erschreckend, wie reiche Leute das Stadtbild gestalten können!

Das Ganze ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie ein paar wenige am längeren Hebel sitzen, weil sie Eigentum haben. An Grund, an Wohnraum, an Produktionsmitteln, z. B. eine oder mehrere Kneipen. Interessant ist dabei auch, dass Immobilien derzeit als Kapitalanlage schon fast Standard sind, für jeden der auch nur ein bisschen Geld hat. So wird aus Geld noch mehr Geld, ohne, dass man viel dafür tun muss. Ob in den Häusern oder auf den Grundstücken dann jemand wohnt oder nicht, ist eher Nebensache. Solange Mieten und Grundstückspreise weiter steigen, ist Wohnraum eine sichere Investition. Denn Wohnen ist ein Grundbedürfnis und genau daran wird verdient!

Wem gehört die Stadt?

Aber es gibt noch die andere Seite. Wir Menschen haben alle ein Bedürfnis nach Wohnraum. Wir haben ein Bedürfnis danach, uns mit unseren Freunden auf der Jahninsel zu treffen, weil wir z. B. keinen Garten haben.
Ob zum Wohnen, zum Feiern, für Kultur, Sport oder Bildung: Wir brauchen Räume, die wir nutzen können, ohne viel Geld zahlen zu müssen. Die Stadtverwaltung kann und will uns das nicht bieten. Private EigentümerInnen erst recht nicht. Dabei könnten wir solche Räume doch selbst organisieren und verwalten. Mehr als hundert Leerstände im Leerstandsmelder – mehr als hundert Möglichkeiten für Wohnprojekte von Wohnungslosen und anderen motivierten Menschen. Mehr als hundert Möglichkeiten, Räume für Musik und Kunst jenseits vom Konsumzwang nutzbar zu machen. Mehr als hundert Möglichkeiten, die Gestaltung unserer Stadt in die eigene Hand zu nehmen und sich selbst zu organisieren.

„Eine demokratische Gesellschaft benötigt eine in höchstem Maße organisierte Gesellschaft.“ Zitat von Abdullah Öcalan.

In Anbetracht dessen, wie unsere Stadt momentan verwaltet wird, müssen wir anerkennen, dass wir nicht in einer Demokratie leben. Es liegt an uns allen, uns zu organisieren, Räume zu schaffen, die nicht nur einem Selbstzweck dienen, sondern langfristig die Überwindung dieses menschenverachtenden Systems zum Ziel haben!

Lasst uns hier und heute mit dem Aufbau der neuen Gesellschaft beginnen!
Bullen, Bonzen und Touris raus aus Regensburg!
Für eine Stadt von unten!

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