Uns erreichte folgende Kritik über die Aufführung des ueTheaters am 22.07.2021 auf dem Kassiansplatz. Der Autor Werner Frank hatte diese zuvor einem anderen Medium angeboten, aber keine Rückmeldung erhalten.
Am Donnerstagabend, auf dem Kassiansplatz, eine winzige Bühne, nur ein schwarzer Vorhang, in der Mitte teilbar, davor junge Menschen, die auf Decken sitzen. Ein Kabarett wird aufgeführt, eine einzige Anklage gegen ein korruptes System, für das sich die Mafia (die hinzulernen will und Personal – “die Besten” – braucht) brennend interessiert. Thema ist: Kommunalpolitik in Regensburg – Die kapitalistische Zurichtung der Stadt.
Die Korruption macht sich an Personen fest: an zwei ehemaligen OBs und einer gegenwärtigen, einer Planungsreferentin, einem Finanz- und Wirtschaftsreferent, an Herren und Damen von “Stadtmarketing”, “Tourismus GmbH”, “Hotelverein”. Letztere spielen miteinander Schafkopf, und jeder macht seinen Stich. Auch zwei Jürgen sind dabei, beide grün, und beide verkaufen faule Fische – hier geht es um ihre früheren und ihre heutigen Äußerungen zum RKK. (Das Stück sollte schon voriges Jahr aufgeführt, ging aber nicht wegen Corona.)
Die heutige OB fällt einem Wesen aus der Zukunft zum Opfer, das es versteht, sie das sagen zu lassen, was sie öffentlich verlautbart, in sanftem Ton, um Sympathie und Zustimmung werbend, und was sie wirklich denke, wobei sie sich köstlich über den Unsinn, den sie sonst verkaufe, amüsiert. Auch die Fürstin samt Hofberichterstattung bekommt natürlich ihr Fett weg. Und viele weitere mehr. Man möchte vermuten: alles und alle, die in Regensburg (und an der Uni: die verweigerte Umbenennung des “Studententheaters” in “Elly-Maldaque-Theater”!) vorne dran stehen und was zu sagen haben, und zwar folgenreich.
Es geht lustig und schneidend böse zu in diesem neuesten Werk des ueTheaters von Kurt Raster. Der besteht darauf, dass alle verwendeten Zitate belegbar seien, nachlesbar auf der Homepage des ueTheaters. (Man beachte dort insbesondere die umfangreiche Sammlung von Aussprüchen unserer Fürstin!) Auch wenn einem nicht alle Überspitzungen gefallen können – die müssen einem politischen Kabarett erlaubt sein, das sich vorgenommen hat, dabei behilflich zu sein, den Regensburgern ihr “Recht auf Stadt” zu verschaffen.
Das ueTheater arbeitet meist und auch hier nur mit Laiendarstellern (und natürlich Laiendarstellerinnen). Nur? Es gelingen urkomische Szenen, etwa die für unsere Polizei eher despektierliche Szene mit 2 Polizisten, die die Räumung des “Elly Maldaque Theaters” durchzuführen haben. (Solche Szenen freuen uns immer, naja.) Oder dass die dann doch verstorbene Fürstin am Himmelstor nicht mehr den Petrus vorfindet, sondern die umgewandelte Petra. (Die Zustände im Himmel, wo es keinen Gott gibt, sind für die Fürstin freilich so unerträglich, dass sie sich lieber in die Hölle begibt, zu Ihresgleichen.) Das geht auf dieser Bühne. Dass kein professionelles Theaterpersonal am Werk ist, macht die Sache umso bunter und sympathischer.
Am heutigen Freitag widmet sich das ueTheater der “Korruption und Fassadendemokratie” (auf dem Rathausplatz um 19.30 Uhr, am Sonntag der “Vertreibung von Mensch und Kultur” (selbe Uhrzeit, auf der Jahninsel). Eingeleitet werden die Aufführungen ab 19 Uhr jeweils mit Reden betroffener, kritischer Regensburger Initiativen.