Bericht 19.08.2020:
Schutz vor Corona? – Leider nicht für Geflüchtete!

infostandsommer2017Es ist ruhig in der Zeißstraße. Urlaubszeit, Reisezeit in Bayern, trotz Corona.

Die Infektionszahl an COVID-19-Erkrankungen steigt wieder, die Angst vor einer zweiten Infektionswelle auch. Da viele Ansteckungen auf Reiserückkehrer*innen zurückzuführen sind, werden Menschen, die aus ihrem Sommerurlaub nach Deutschland kommen, massenweise getestet. Pannen bei den Tests werden in Bayern zu einem politischen Skandal. Die Bundeskanzlerin sowie der Gesundheitsminister zeigen sich äußerst besorgt und mahnen die „deutsche“ Bevölkerung zu Vernunft und Vorsicht; auch das Robert Koch-Institut warnt.

Zeitgleich erhalten Menschen im Regensburger Abschiebelager Schreiben, die ihnen erklären, dass die Schonzeit für Dublin-Abschiebungen nach Italien aufgrund der Corona-Pandemie nun vorbei ist. Abschiebungen dorthin sind wieder offiziell möglich. Damit ist für das Regensburger Lager bestätigt, worauf wir in unserem letzten Bericht bereits hingewiesen haben: Es wird wieder in ein Land abgeschoben, welches – einmal von dessen bekannten, unfassbar schrecklichen Umgang mit Geflüchteten abgesehen – beständig die höchsten Infektionsraten in Europa aufweist. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für Geflüchtete wird unweigerlich in Kauf genommen.

Die rassistische Doppelmoral, die sich bereits bei den alltäglichen, ungleichwertigen Schutzmaßnahmen in Bezug auf die Bevölkerungsmehrheit und von Geflüchteten in ihrer isolierten Massenunterbringung gezeigt hat, setzt sich, wie befürchtet, weiter fort. Wieder einmal zeigt sich, dass der Zweck der sogenannten „AnkER-Zentren“ nicht die Aufnahme, sondern gerade die schnellstmögliche Abschiebung von Menschen ist. Der Schutz vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus wird dem Ziel der Abschiebung hinten angestellt.

Von der sommerlichen Urlaubsatmosphäre der Regensburger Altstadt bekommen die Menschen im Abschiebelager nichts mit – im Gegenteil. Für sie bedeuten die hohen Temperaturen lediglich, dass ihre Unterbringung im Lager noch ein Stück weit unerträglicher wird. Ungeachtet der so oft beklagten Hitze im Lager und der deshalb geforderten Verbesserung des Hitzeschutzes in den Zimmern scheint sich die Situation in keiner Weise verbessert zu haben. Wieder erzählen uns Menschen, dass die Hitze in den Gebäuden schwer auszuhalten sei, dass sie sich jedoch noch darüber glücklich schätzen können, nicht wie andere in den zu Brutkästen werdenden Containerzimmern wohnen zu müssen.

Für einige ist das nichts Neues. Uns erzählen Menschen, dass sie nun schon seit mehr als zwei Jahre dem menschenverachtenden Lagersystem ausgeliefert sind.

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