Presseerklärung Bündnis gegen Abschiebelager (BgA) 25. Mai 2020:
Pressemitteilung zu Masseninfektion mit Covid19 in Ankerzentrum Regensburg

infostandsommer2017Masseninfektion im Ankerzentrum

Betroffene aus dem Ankerzentrum in der Zeißstraße haben das Bündnis gegen Abschiebelager (BgA) informiert, dass es aktuell ca. 60 mit dem Coronavirus infizierte Menschen gibt und das ganze Lager unter Quarantäne steht. Diese Infektionen sind Folge des fahrlässigen und verantwortungslosen politischen Umgangs mit Sammelunterkünften für geflüchtete Menschen. Das Bündnis gegen Abschiebelager fordert die sofortige Auflösung aller Lager!

Seit Mitte März gilt in Deutschland das Infektionsschutzgesetz, um einen massenhaften Ausbruch von Covid19 zu vermeiden und Menschenleben zu schützen. Dabei wird jedoch mit zweierlei Maß gemessen. So wird das Gesetz bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens und bei öffentlichen und privaten Einrichtungen durchgesetzt, während es gerade in Unterkünften von geflüchteten Menschen sträflich vernachlässigt wird. Infektionsschutz kann in diesen Häusern, in denen sich mehrere Personen enge Zimmer, Küchen und sanitäre Einrichtungen teilen müssen, nicht erfolgreich umgesetzt werden. Die Betroffenen würden nichts lieber tun, um den erforderlichen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten. Sie wissen genau um die Risiken von Covid19, können sich aber in zentralen Unterkünften nicht selbst und nicht gegenseitig schützen.

Dies hatte zur Folge, dass es bundesweit schon dramatische Infektionsausbrüche in Geflüchtetenunterkünften gegeben hat. Reagiert wurde bislang jedoch höchstens in Form von polizeilichen Maßnahmen, anstatt die Massenunterkünfte aufzulösen und die Menschen sicher unterzubringen. Dadurch werden Infektionen bewusst in Kauf genommen und Menschenleben aufs Spiel gesetzt.

In Regensburg gab es bislang im Ankerzentrum vereinzelte Infektionsfälle. Der erste Ausbruch entstand in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) am Weinweg mit 9 infizierten Menschen. Letzte Woche kam der große Ausbruch in der GU in der Dieselstraße mit über 40 infizierten Menschen hinzu. Daraufhin wurde wohl am Samstag auch im Ankerzentrum eine breit angelegte Testung durchgeführt. Das uns von Geflüchteten mitgeteilte Ergebnis scheint ca. 60 infizierte Personen zu sein. Diese wurden jetzt in Doppelzimmern in Containern untergebracht während der Rest des Abschiebelagers unter Quarantäne bzw. Ausgangssperre gestellt wurde.

Leider haben unsere Vorhersagen traurige Realität erlangt. Die Forderung nach Auflösung aller Sammellager hat in der Zeit der Pandemie besondere Bedeutung bekommen. Seit März fordern wir mit zahlreichen anderen Organisationen lokal und bundesweit alle Geflüchteten in Einzelzimmern unterzubringen, um genau solche Ausbrüche zu verhindern. Dass Regensburg aktuell als „bundesweiter Corona-Hotspot“ gilt, hätte verhindert werden können. Die Regierung hätte seit Beginn der Coronapandemie zwei Monate Zeit gehabt, die Menschen in den Unterkünften zu verlegen und sie dadurch wirklich zu schützen.

Wir klagen die politisch Verantwortlichen an, mit ihrer restriktiven und menschenverachtenden Politik das Leben unzähliger Geflüchteter aufs Spiel zu setzen. Wir fordern die sofortige Auflösung der Sammellager und Unterbringung in Einzelzimmern!

Kommentare

  1. Fritz

    Dann könnte doch jeder Flüchtlingshelfer einige bei sich zu Hause aufnehmen und schon würde sich die Anzahl der Leute reduzieren.

  2. Solidarische Stadt Regensburg

    Das würden sicher viele Flüchtlingshelfer*innen machen. Leider ist dies staatlich verboten und zwar schon lange vor Corona. Flüchtlinge müssen in den sogenannten AnkER-Zentren oder sogenannten Gemeinschaftsunterkünften bleiben, teilweise mehrere Jahre. Die Separierung von Schutzsuchenden gehört zum Lagersystem, denn integrierte Geflohene mit unterstützenden Freund*innen und einem normalen Sozialleben lassen sich viel schwerer abschieben. Genau wie Sie fordern Unterstützer*innen schon lange die dezentrale Unterbringung. Hätte der bayerische Staat auf die Flüchtlingsorganisationen gehört, wäre Regensburg jetzt kein Corona-Hotspot. Doch es geht ja nicht um Vernunft und Menschenrechte, sondern um staatlich angeordneten Rassismus.

  3. Solidarische Stadt Regensburg

    Zweiter Kommentar von “Fritz” gelöscht.

    Begründung: Wer ein Wort wie “Flüchtlingsspinner” benutzt, ist ein Rassist. Wer anscheinend gut findet, dass der Regierung die Gesundheit von Schutzsuchenden weniger wichtig ist, als diejenige von “Biodeutschen”, ist ein Rassist. Dies ist keine Beleidigung, sondern folgt der Definition von Rassist: Bestimmten Menschen weniger Wert und Würde zusprechen, als anderen. Wir werden rassistische, menschenfeindliche Aussagen auf unserer Homepage nicht veröffentlichen.

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