Rede und Sketch des Bund für Geistesfreiheit auf zweitem Leerstandsaktionstag::
“Nicht einmal Tebartz-van Elst hatte üppiger gewohnt!”

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Die Kirchen sind mit die größten Grundbesitzer Deutschlands. Vor allem in den Bischofsstädten wie Regensburg gehört ihnen ein Großteil der Flächen und Immobilien, meist in besonders begehrten Gebieten. Durch ihre jahrhundertelange Präsenz war es den Kirchen ein leichtes, sich die Filetstücke der jeweiligen Kommune anzueignen. Dabei ist es aber nicht immer ganz einfach herauszufinden, was alles im Eigentum der Kirche ist.

Beispielsweise gehört der Evangelischen Pfründestiftung das Keplerareal, das die Stadtverwaltung mit Regensburger Steuergeldern per Erbpacht für das bescheuerte Kultur- und Kongresszentrum für die nächsten 99 Jahre gemietet hat. 99 Jahre garantierte Miete für Boden, der allen gehören sollte!

Die Kirche ist als Vermieter zwar nicht der antisozialste Miethai, der zu finden ist, aber natürlich nimmt sie auch marktübliche Preise. In einer Studie habe ich gelesen, dass in Regensburg trotz gewisser Coronaeffekte nicht wie in anderen Städten die Mieten zu der Zeit weniger stark gestiegen sind. Als Grund wird angegeben: Die Kirche besitze viel Wohnraum und durch deren Finanzstärke ist sie weniger gezwungen, auf Markteffekte zu reagieren.

Aber was den Kirchenbesitz vor allem ausmacht, ist der äußerst verschwenderische Umgang mit Platz. Wir haben uns heute bei der Einzelkundgebung das Dominikanerinnenkloster Am Judenstein 10 vorgenommen, weil dort ganze 11 Nonnen mitten in der Altstadt auf einem riesigen Areal nebst riesigem Garten, der auch noch vollkommen ummauert ist, damit da ja niemand reinkommt, leben. Ich denke, nicht einmal der berüchtigte Bischof von Limburg Tebartz-van Elst hatte üppiger gewohnt.

Die Säkularisation hat zwar viel Kircheneigentum enteignet, wofür die Kirchen bis heute fürstlich entschädigt werden. Leider blieb das Dominikanerinnenkloster durch einen Trick verschont. Die Nonnen gründeten schnell eine Mädchenschule. Deswegen wurde das Kircheneigentum nicht aufgehoben.

Natürlich hat die Kirche ihren Grund- und Immobilienbesitz nie regulär erarbeitet. Der Bevölkerung wurde der berühmte Zehnte auferlegt. Kloster bekamen bestimmte Gemeinden zugeordnet, die für den Unterhalt der angeblich auf Armut verpflichteten Mönche oder Nonnen aufkommen mussten. Bei den Dominikanerinnen war es die Gemeinde Schwarzhofen bei Schwandorf.

Wir sind der Meinung, dass der Kirchenbesitz endlich in Allgemeingut überführt werden muss. Wie das geschehen könnte, haben wir in einem kleinen Sketch dargestellt.

Es treten auf Kaiser Konstantin der Erste, der Bund für Geistesfreiheit und eine Nonne des Dominikanerinnenklosters.

2021 10 13 Schenkungsurkunde Robert LangerKonstantinische Schenkung

SPRECHER*IN: (zeigt auf Porträtbilder über der Bühne) Das hier ist Kaiser Konstantin der Erste. Und das ist ein Symbolbild für den Bund für Geistesfreiheit, der Vorsitzende Erwin Schmid. Später kommt noch die Nonne hinzu. Ich stelle mich jeweils unter das Bild und bin dann die betreffende Figur. Ich spiele eine Szene, die sich heute Nachmittag vor dem Dominkanerinnenkloster Am Judenstein 10 zugetragen hat. Der Bund für Geistesfreiheit und Kaiser Konstantin treffen sich am Eingang der Heilig-Kreuz-Kirche des Dominikanerinnenklosters.

BFG: Guten Tag und Freundschaft Herr Kaiser Konstantin!

KONSTANTIN: Guten Tag und Frieden Herr Bund für Geistesfreiheit!

BFG: Frieden ist auch gut! Wie ist das werte Befinden?

KONSTANTIN: Die Glieder sind noch etwas steif vom langen Liegen. Immerhin über 1500 Jahre!

BFG: Ja, die Wissenschaft! Und Sie dachten, der christliche Gott würde Sie auferstehen lassen!

KONSTANTIN: Da habe ich wohl aufs falsche Pferd gesetzt. Aber deshalb sind wir ja hier! Was die Kirche mir wegen meiner bedauerlichen christlichen Anwandelungen alles untergeschoben hat, unerhört! Ich hätte ihr den Vatikan geschenkt! Was für ein Blödsinn! Was für eine impertinente Lügnerei.

BFG: Ja, die berühmte “Konstantinische Schenkung”. Das Dokument stammt vermutlich aus dem Jahre 800.

KONSTANTIN: Da war ich schon 500 Jahre tot!

BFG: Und nicht nur den Vatikan! Italien, das Weströmische Reich und gleich das ganze Erdenrund.

KONSTANTIN: Sie meinen Erdenscheibe?

BFG: Ja, natürlich, Erdenscheibe. Damals wussten wir es nicht besser. Schon 900 wurde die “Schenkung” als Fälschung entlarvt. War ja auch einfach. Es wurden Worte verwendet, die es zu Ihrer Zeit, Herr Konstantin, noch gar nicht gab.

KONSTANTIN: Und trotzdem: Wer residiert mitten in Rom und belehrt die Welt ex Cathedra?

BFG: Deshalb sind wir ja heute hier und fangen damit an, die gefälschten und gestohlenen und sonstwie unfein in Besitz gebrachten Besitztümer der Kirche wieder der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Wollen wir?

KONSTANTIN: Wir wollen. Und wie!Am Judenstein 10

BFG: Klopf. Klopf. Klopf. (klopft an Kirchentür. Nonne kommt heraus d.h. Bild der Nonne wird aufgehängt)

NONNE: Grüß Gott. Die Herren haben an unsere Tür geklopft?

KONSTANTIN: Da sind wir schon beim Thema: Es ist nicht mehr Ihre Tür!

BFG: Darf ich vorstellen, Kaiser Konstantin der Erste, von den Toten auferweckt durch chinesische Wissenschaft. Letztendlich hat also der Atheismus den Tod überwunden.

KONSTANTIN: Wie auch immer. Ich will wieder Ordnung schaffen. Sie müssen raus!

NONNE: Die Herren sollten keine Scherze mit unserer ehrwürdigen Kirche machen.

KONSTANTIN: Kein Scherz! Bund für Geistesfreiheit, bitte lies!

BFG: Gerne! (entrollt neue Schenkungsurkunde)

“Seine Majestät Kaiser Konstantin der Erste überträgt mit dem heutigen Tage die Eigentumsrechte am Dominikanerinnenkloster Am Judenstein 10 zu Regensburg an den Bund für Geistesfreiheit, auch bekannt als Foedus pro libertate mentis Castra Regina.

Die von mir verliehenen Eigentumsrechte können weder jetzt noch in Zukunft vor einem weltlichen Gericht oder vor Gott angefochten werden.
Regensburg, den 30. Oktober 2021. Kaiser Konstantin der Erste, wieder auferweckt von den Toten durch weltliche Wissenschaft.”

NONNE: Bei allen Heiligen! Ich verstehe nicht!

BFG: Das trifft sich gut! Vor Ihnen steht ein Heiliger!

KONSTANTIN: So ist es. Schaun Sie nach im Heiligenkalender.

BFG: Sehn Sie, ein Heiliger hat gesprochen. Sie müssen raus!

NONNE: Aber, wo sollen wir denn hin?

KONSTANTIN: Wieviele Menschen wohnen denn hier?

NONNE: Nur noch elf. Elf ehrwürdige Nonnen bewohnen diese bescheidenen Gemäuer.

KONSTANTIN: Bescheiden? Bescheiden ist gut! Ein halbes Dutzend mehrstöckige Großbauten nebst riesigem Garten und eingebauter Hauskirche mitten in der Stadt für ganze elf Menschen! Das ist wahrhaft bescheiden!

NONNE: Wir sind der Armut verpflichtet, so steht es in unserem hauseigenen Infoblatt.

KONSTANTIN: Sogar ich im Grab habe von der Armut an Wohnraum zu Regensburg gehört. Und Sie leben mitten in der Armut in solchem Luxus?

NONNE: Aber wir brauchen doch jedes Zimmer. Wir brauchen ein Zimmer zum Nähen, eines zum Beten …

KONSTANTIN: Bund für Geistesfreiheit, du bist nun dank meiner Schenkung Chef. Wo sollen die elf bescheidenen Klosterfrauen hin?

BFG: Wir sind für Humanität und Menschenrechte. Wir schmeißen keine Leute raus. Aber etwas einschränken müssen sich die bescheidenen Klosterfrauen schon. Menschenwürdige 50 Quadratmeter für Singles müssen genügen. Sie sind doch Single, oder?

NONNE: Nein, ich bin eine Braut Gottes!

BFG: Also Single, 50 Quadratmeter.

NONNE: Naja, und dann ist da noch Schwester Rosalinde … (verträumterr Blick)

BFG: Natürlich dürfen Sie mit Schwester Rosalinde zusammenziehen. Sie müssen sich nicht mehr verstecken. Ab sofort gelten Freiheit und Menschenrechte! Dann sagen wir 80 Quadratmeter.

KONSTANTIN: Und der Rest des Klosters?

BFG: Der geht an die Allgemeinheit. Säkularisierung! Die Wohnungen gehen an die Bedürftigsten. Gemeinsam werden die neuen Besitzenden über das Areal entscheiden. Und alle Mauern um den Garten werden eingerissen. Der gehört nun allen!

KONSTANTIN: Gut so. (zur Nonne) Haben Sie gehört? Ab morgen ziehen hier Leute ein.

NONNE: So Gott, ich, ich, ich meine, die Menschlichkeit will.

KONSTANTIN: Sehr schön. Wo gehen wir als nächstes hin?

BFG: Zu den Milliardären von Tut und Taugtnix. Auch die wohnen in einem riesigen Kloster, St. Emmeram.

KONSTANTIN: Hast du die Schenkungsurkunde dabei?

BFG: Ja, natürlich!

KONSTANTIN: Dann auf zu den Milliardären. Heute wird Tabula Rasa gemacht. Heute gibt es echte, keine gefälschten Konstantinischen Schenkungen. Alle Unwürdigen und Maßlosen werden enteignet! Tschüssi!


Videomitschnitt von Rede und Sketch

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