Ansprache des Vorsitzenden vom bfg Bayern:
Erwin Schmid zum Jahreswechsel

Erwin

Vorsitzender Erwin Schmid vom bfg Bayern. Foto: privat

Liebe Mitglieder und Freunde des bfg Bayern, in der ruhigen Zeit der langen Nächte können wir reflektieren, was war, und überlegen, was wir in der Zukunft machen möchten. Zuerst bitte ich Euch, Werbung für den Ludwig-Feuerbach-Schülerpreis zu machen. Die überzeugendsten Schülerarbeiten, die sich eigenständig mit einem Thema aus dem Bereich Ethik beschäftigen, insbesondere dem säkularen Humanismus oder kirchenfreier Selbstbestimmung, werden vom bfg Bayern honoriert. Für den 1. Platz gibt es 500 Euro, für den 2. Platz 300 Euro und für den 3. Platz 200 Euro. Näheres wurde bereits in der letzten Freigeistigen Rundschau (FR) bekanntgegeben.

Die freigeistige säkulare naturwissenschaftliche Weltanschauung ist eine hervorragende, die beste mir bekannte Grundlage für eine glückliche Gestaltung des Lebens. Wir wurden alle wieder ein Jahr älter, und für das Weiterleben und Weiterwachsen des Bundes für Geistesfreiheit in der Zukunft brauchen wir mehr philosophisch interessierten Nachwuchs. Ich denke, dass die Weltanschauung sehr vieler junger Menschen sich mit den folgenden 14 Punkten deckt und wir sie für den Bund für Geistesfreiheit gewinnen können.

Der Bund für Geistesfreiheit Bayern ist eine Weltanschauungsgemeinschaft in der Tradition der europäischen Aufklärung. Er vertritt die Interessen und Rechte von Konfessionsfreien. Das Selbstverständnis seiner Mitglieder beruht auf der Lebensauffassung des weltlichen Humanismus.

  1. Der weltliche Humanismus ist eine demokratische, nichtreligiöse, ethische Lebensauffassung. Danach haben alle Menschen das Recht und die Verantwortung, ihr Leben selbst zu bestimmen.
  2. Ausgehend von der humanistischen Lebensauffassung fördern Humanistinnen und Humanisten den konstruktiven und friedlichen Austausch von Ideen. Sie lehnen jeden Dogmatismus ab und vertreten keine absoluten Wahrheiten.
  3. Die Wissenschaften sind für den Humanismus ein unverzichtbares Hilfsmittel. Sie beruhen auf menschlichen Erfahrungen, auf der Überprüfbarkeit ihrer Aussagen und auf der kritischen Beurteilung ihrer praktischen Konsequenzen. Wissenschaft wird nicht wertfrei und ohne Eigeninteresse benutzt. Daher müssen die Forschung und die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse an ethische Kriterien geknüpft werden.
  4. Humanistinnen und Humanisten erleben die Welt in ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Sie gehen davon aus, dass weder in der Natur noch in der Ferne des Kosmos eine „göttliche“ Kraft das menschliche Sein bestimmt.
  5. Menschen sind Teil der Natur und der ökologischen Entwicklung. Nach humanistischer Auffassung müssen die Menschen Verantwortung für die Erhaltung der Arten und für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen übernehmen, die zum Beispiel durch die Bevölkerungsexplosion bedroht sind.
  6. Die Menschen haben die Freiheit, zwischen verschiedenen Lebensauffassungen zu wählen. Humanismus setzt die Fähigkeit zu selbstbestimmter ethischer Entscheidung voraus. Selbstbestimmung bedeutet die Entfaltung persönlicher Freiheit in sozialer Verantwortung. Zur Selbstbestimmung gehört ebenso das Bewusstsein der Grenzen menschlicher Erkenntnis.
  7. Selbstverantwortung und Solidarität der Menschen untereinander machen die Verwirklichung der Menschenrechte zu einem Schwerpunkt humanistischer Praxis.
  8. Humanistinnen und Humanisten tragen dazu bei, die Vielfalt der menschlichen Lebensformen als Bereicherung zu erfahren. Deshalb wenden sie sich gegen jede Diskriminierung auf Grund von ethischer Abstammung, Geschlechtszugehörigkeit, nationaler oder sozialer Herkunft sowie auf Grund religiös-weltanschaulicher Bindungen oder homosexueller Orientierung. Diese Vielfalt und die Toleranz ist Ausdruck von Freiheit in einer Gesellschaft.
  9. Krieg, Produktion von Massenvernichtungsmitteln und Waffenhandel sind Ausdruck inhumaner und irrationaler Verhaltensweisen. Dauerhafter Frieden, Solidarität und Gerechtigkeit sind dagegen zentrale Ziele des Humanismus. Eine ideologisch-religiöse Hilfestellung für Armeen, etwa durch Militärseelsorge, steht im Widerspruch zu humanistischen Ideen.
  10. Die humanistische Lebensauffassung begründet die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Emanzipation von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen. Die fortdauernde Herrschaft der Männer über die Frauen lässt sich mit der humanistischen Weltanschauung nicht verbinden und wird aktiv zurückgedrängt.
  11. Humanistinnen und Humanisten setzen sich bewusst mit dem Sinn des individuellen Lebens auseinander und fordern einen menschenwürdigen Umgang mit Alter, Krankheit und Behinderung. Eine Verklärung von menschlichem Leid als sinnstiftend lehnen sie ab.
  12. Sterben und Tod sind Teilaspekte des Lebens, die weder zu verdrängen noch zu idealisieren sind. Wir treten ein für das Selbstbestimmungsrecht des Individuums auch in der letzten Lebensphase, das das Recht auf den eigenen Tod einschließt.
  13. Die Bereitschaft zur Verständigung ist die Grundlage, das Miteinander auf der Erde zu garantieren. Humanistische Lebensauffassung ist gekennzeichnet von Toleranz gegenüber allen Menschen, anderen Denk- und Lebensauffassungen und zu Religionen. Toleranz trifft ihrerseits auf Grenzen, wenn Menschenrechte verletzt beziehungsweise wenn Positionen der Intoleranz vertreten werden.
  14. Humanistische Vereinigungen arbeiten international an der Verwirklichung der Menschenrechte. Ihre Vorstellung eines Zusammenlebens auf unserem Planeten liegt in menschenwürdigen Lebensverhältnissen, demokratischen Freiheiten und in der uneingeschränkten Selbstbestimmung für alle Menschen.

Bitte wirkt mit an einer vernünftigen Gestaltung eines nachhaltigen glücklichen Lebens. Die wichtigsten Dinge im Leben wie Liebe und Freundschaft können wir uns mit Geld auch im neuen Jahr sowieso nicht kaufen. Denn: Mit Geld kannst du dir viele Freunde kaufen, aber selten ist einer sein Geld wert.

Vieles wurde schon erreicht in über 70 Jahren Demokratie und Frieden in Deutschland, aber wann werden wir das Menschenrecht auf eine gute Arbeit, mit der auch eine „angemessene“ Wohnung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich ist, realisieren? „Schafft hier das Leben gut und schön. / Kein Jenseits ist, kein Aufersteh’n.“

„Es rettet uns kein höheres Wesen, / kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. / Uns aus dem Elend zu erlösen, / müssen wir schon selber tun.“ Wir versuchen die Welt zu begreifen, zu verstehen und zu gestalten mit unserem, zugegeben mangelhaftem, Wissen. Dabei gibt es Menschen, die kritisieren, und es gibt Menschen, die einen positiven Beitrag leisten. Manchmal gibt es auch Menschen, die beides tun. Angesichts der eigenen Fehler ist Vorsicht, Umsicht, Nachsicht mit sich selbst und mit anderen Menschen hilfreich. Für weitergehende Ideen und Anregungen wären wir dankbar.

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