Bericht vom 13.10.2021:
Arbeiten, Deutschlernen, „Integration“? – Was ist nach der Anhörung? Was ist nach 6 Jahren?

infostandsommer2017Dieses Mal kamen Menschen aus der Dieselstraße auf uns zu, seit Tagen schlaflos und sichtbar gestresst. Sie alle hatten Briefe erhalten, in denen sie aufgefordert wurden, nach München in die Ausländerbehörde zu kommen um dort einer Sierra Leonischen Delegation vorgeführt zu werden. Es geht dabei um die Zugehörigkeit zum Land. Das erklärte Ziel ist die Identitätsklärung mit der die seit Jahren Geduldeten schließlich abgeschoben werden können. Die Geflüchteten müssen dieser Einladung nachkommen, da ihnen mit dem Entzug der Arbeitserlaubnis gedroht wurde, dies gilt auch für Ausbildungen. Nicht alle von denjenigen in Ausbildung haben eine Ausbildungsduldung. Die Lage ist sehr kritisch und die Angst vor baldiger Abschiebung groß. An den Gründen für eine Flucht und der Angst vor einer Rückkehr nach Sierra Leone hat sich nichts geändert. Die Menschen haben sich trotz ihrer prekären Situation ein Leben in Regensburg aufgebaut, sie arbeiten, sprechen immer besser Deutsch und haben in den letzten Jahren (viele sind seit 2015 hier) nach und nach das erreicht, was von „Integration“ erwartet wird.

Siehe dazu: https://www.fluechtlingsrat-bayern.de/warnung/

Am Montag fand ein großer, vom bayerischen Flüchtlingsrat mitorganisierter Protest vor der Einfahrt zur Münchner Dienststelle des Bayerischen Landesamtes für Asyl und Rückführung statt. Dieser ist aktuell bis Mittwoch Nachmittag als Protestcamp genehmigt und wird von den Geflüchtet selbst fortgeführt. Es stellt die einzige Möglichkeit dar, sich gegen dieses Vorgehen zu „wehren“. Denn Pässe, die für eine Aufenthaltserlaubnis notwendig sind, zu bekommen, ist nicht das Ziel dieser Maßnahme.

Link zu einem Artikel: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-fluechtlinge-auslaenderbehoerde-demonstration-sierra-leone-1.5443944

Gegen Ende kam noch ein weiterer Geflüchteter zu uns, der eben von seiner Anhörung im BAMF zurück kam. Noch sichtlich aufgeregt und teilweise unsicher, warum manche Dinge gefragt wurden und andere nicht. Er fragte, was nun zu tun sein, wie er an Deutschkurse, Arbeit und „Möglichkeit sich zu integrieren“ kommen kann.

Die Erkenntnis, dass dies nicht das Ziel im ANKER sei, war selbstverständlich da. Auch beim Transfer in eine GU im Regensburger Umland stellt sich zunächst die Frage, ob es da schwieriger wird Deutschkurse zu besuchen oder nach Regensburg zu kommen. Zumindest ist eine Unterbringung außerhalb des ANKERS mit etwas mehr Freiheit verbunden.

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