Am 04.08.2017 besetzte die Gruppe „Die Hausretter*innen“ das seit knapp 20 Jahren leerstehende Mehrfamilienhaus Grunewaldstr. 9 in Regensburg. Schon am nächsten Tag wurden die Besetzer*innen von der Polizei geräumt. Dabei wurde auch ein Teil ihrer privaten Habseligkeiten „sichergestellt“. Erst nach schriftlich eingelegten Beschwerden wurden die Gegenstände von der Polizei endlich zurückgegeben. Darunter war auch eine Kamera, mit der die Hausretter*innen den Zustand von Grune 9, wie die Besetzer*innen ihr kurzfristiges Heim liebevoll nannten, dokumentierten. Die Bilder zeigen das ganze Ausmaß des Skandals von Leerstand inmitten einer Stadt mit besorgniserregendem Wohnungsmangel.
Ein Bild aus alten Tagen: Entsorgungskalender von 1997 an der Eingangstür. Seit Anfang 1998, also seit knapp 20 Jahren, steht das Mehrfamilienhaus leer.
Wir beginnen unsere Rundreise unter dem Dach. Ein schnuckliges Zimmer mit einem Fenster nach Südosten.
Auch unter dem Dach, aber ein Erkerzimmer, daher keine Schräge. Es ist der einzige Raum, in dem die Hausretter*innen etwas Schimmel entdeckten. Allerdings scheint der Schaden repariert worden zu sein, denn die Stelle war absolut trocken.
Hier ein Blick auf den Gang, das Treppenhaus und eine kleine Küche. Die Küche war, wie das ganze Haus, in hervorragendem Zustand. Nur wenige Tage handwerkliche Arbeit dürften genügen, um das Haus wieder bewohnbar zu machen. Sogar ein sauberer Herd und ein zur Arbeitsplatte passender Mülleimer sind vorhanden.
Der Gegenschuss vom Treppenhaus aus auf den Gang mit den abgehenden Zimmern. Im Hintergrund eines der beiden Bäder auf dem Stockwerk.
Hier das Bad. Kein Schimmel, nur eine größere Anzahl Insektenleichen.
Das andere Bad, mit Dusche statt Badewanne.
Schließlich noch die zweite Küche auf dem Stockwerk. Zwei Parteien könnten auf dieser Etage gut leben.
Auf dem Weg nach unten findet sich diese interessante Ecke. Wenn ich ein Kind wäre, würde ich dort meine Abenteuerhöhle einrichten.
Erster Stock: Parkettzimmer mit Balkon.
Blick vom Balkon Richtung Westen.
Zweites Parkettzimmer.
Der erste Stock hat nur ein Bad und eine Küche, ist also für eine Familie ausgelegt.
Jetzt sind wir schon im Erdgeschoß. Links der geräumige Eingangsbereich. Rechts die recht edel ausgestattete Küche.
Sogar der Lampenschirm ist noch heil.
Dies war aber unser absolutes Highlight: Ein Jacuzzi!
Auch die sonstigen Badmöbel machen was her, auch wenn man über Geschmack sicher streiten kann 🙂
Beim Wintergarten kamen viele der Hausretter*innen ins Träumen. Wieviele gemütliche Abende könnte mensch hier verbringen …
Nochmal ein Blick auf den Wintergarten mit angrenzendem Parkettbodenzimmer. Die linke Tür war nur angelehnt. Durch diese gelangten die Hausretter*innen in das Gebäude.
Die Grune 9 vom Garten aus fotografiert.
Auch der wunderbare Garten, in dem soviele Kinder glücklich heranwachsen könnten, bot manche freudige Überraschung. Im Gestrüpp verbarg sich eine geräumiger Unterstand.
Die Hausretter*innen planten, diesen Unterstand zu einer kleinen Bühne auszubauen. Kleinkunst aller Art hätte hier eine romantische Kulisse gefunden.
Die Hausretter*innen wollten die Wiederbelebung des Mehrfamilienhauses gebührend feiern. Doch die Polizei räumte grundgesetzwidrig das Anwesen: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ (GG § 14) Leerstand nützt mit Sicherheit nicht der Allgemeinheit. Doch was zählt schon das Grundgesetz …
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Entfernung von Gloria-von-Thurn-und-Taxis-Porträt aus Eingangshalle des Bahnhofs!