Schluss mit den AfD-Schlossfestspielen:
Und nächstes Jahr Höcke?

Gloria von Thurn und Taxis ist eine Propagandistin für die rechtsextremistische AfD und wird dadurch selbst zur Rechtsextremistin.1 Dies zeigen eindrücklich die Statements, die sie gegenüber rechtsgerichteten Medien nach dem Veto gegen ihren persönlichen Gast, die AfD-Vorsitzende Alice Weidel, abgab. Zwischen AfD und I.D. (Ihre Durchlaucht) passt kein Stück Papier.

Screenshot von Interview mit Gloria von Thurn und Taxis

Sreenshot Nius vom 23.07.2025

Einordnung

Alle Äußerungen der Milliardärin aus den vergangenen Jahren sind deckungsgleich mit den Zielen der rechtsextremistischen AfD. Es sind keine Distanzierungen bekannt. All ihr Tun – Interviews für rechte „alternative“ Medien, Netzwerk- und Spendengalas für demokratiefeindliche Kräfte, Gastgeberin und Schirmherrin für Unterhaltungsevents – dient offensichtlich nur dem einen Zweck, die rechte Sache und insbesondere die rechtsextremistischen AfD zu fördern. Sie spart auch nicht mit Häme und Vorwürfen gegen diejenigen, die ihr auf diesem Weg nicht bis zur völligen moralischen Selbstaufgabe folgen wollen. Eine weltbekannte Künstlerin, der Veranstalter und der Caterer werden von ihr mit Kritik überschüttet, nur weil diesen die Einladung der Vorsitzenden einer verfassungsfeindlichen Partei zu den Schlossfestspielen dann doch zu weit ging.

Daher muss klar gesagt werden: Nicht nur die Gäste der Milliardärin sind das Problem, sondern vor allem die Milliardärin selbst. Wer mit ihr zusammenarbeitet oder sich von ihr hofieren lässt, wie zuletzt eine Reihe von CSU- und Freie-Wähler-Politiker*innen, unterstützt ihre rechtsextreme Agenda. Wen wird sie zu den nächsten Schlossfestspielen einladen? Konsequent wäre, gemäß ihrer bisher gezeigten Eskalationsbestrebungen, Björn Höcke, der nach einem Gerichtsurteil als „Faschist“ bezeichnet werden darf.2 Laut Spiegel nannte Gloria von Thurn und Taxis Höcke einen „deutschen Idealisten und Träumer“.3 Es ist höchste Zeit, die AfD-Schlossfestspiele zu beenden!

Interviews

Eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse: Gloria von Thurn und Taxis hatte ihre „Freundin“, wie sie sie nennt, die AfD-Vorsitzende Alice Weidel, zu den Schlossfestspielen eingeladen. Neben Veranstalter Odeon Concerte und Caterer Hotel Goliath legte auch die Künstlerin Vicky Leandros scharfen Protest ein. In kürzester Zeit formierte sich unter dem Motto „Weidel verpiss dich“ eine große Gegendemo vor dem Schloss mit über 900 Teilnehmenden. Gastgeberin und Gast zogen es daraufhin vor, dem Konzert von Vicky Leandros fern zu bleiben und den Abend in feucht-fröhlicher Runde im Schloss zu verbringen.

Als erstes durfte die Rechts-Milliardärin dem Rechts-Medium Nius ihr Leid klagen. Auszüge aus Wikipedia über „Nius“:

  • Die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Gilda Sahebi schrieb 2025, die Funktion des Portals bestehe darin, „rechtsextreme Narrative in die demokratische Mitte zu drücken“.

  • Lars Wienand (t-online) bezeichnete Nius als „Krawallportal“, dessen Chefredakteur Julian Reichelt keinen Hehl daraus mache, „dass er mit dem Portal eine politische Mission verfolgt – nämlich die Politik, und dabei vor allem die Union, nach rechts zu rücken.“ Nius Darstellungen seien oft „verzerrend“ und ließen für das Verständnis von Sachverhalten relevante Informationen aus.

Ein weiteres Interview gab I.D. der YouTuberin Jasmin Kosubek, einer ehemaligen Mitarbeiterin von „RT Deutsch“. Wikipedia:

  • Olaf Sundermeyer stellte in der FAZ seine Erfahrungen mit Kosubeks Interviewstil dar, die ihn zu dem Schluss führten, jedem zu empfehlen, Einladungen von RT abzulehnen, der auf seine journalistische, politische oder wissenschaftliche Integrität Wert lege.

Und schließlich durfte auch das Format „Achtung Reichelt!“ von ihrem Förderer (oder ist es umgekehrt?) und Ex-Bildzeitungsredakteur Julian Reichelt nicht fehlen. Wieder Wikipedia:

  • Laut Belltower.News stilisiert sich Reichelt in seinem Magazin „zu einem postmodernen Untergangspropheten“, „überspitzt vereinzelte Situationen und entwickelt sie zu regelrechten Horror-Szenarien“. Dabei seien auch „in Ansätzen die ersten wahnhaften Züge der ‚Großer Austausch‘-Verschwörungserzählung [zu] erkennen“, die Reichelt jedoch nie direkt benenne, stattdessen verwende er „rassistische Chiffren“.

Besonderer Wert wurde in allen Interviews darauf gelegt, dass Gloria von Thurn und Taxis Weidel angesichts der Proteste mitnichten ausgeladen habe, wie es ursprünglich und vermutlich unrichtig hieß, sondern im Gegenteil solidarisierte sich die Schirmherrin der Schlossfestspiele sofort und rückhaltlos mit der AfD-Vorsitzenden. Von Alice Weidel selbst sei der Vorschlag gekommen, das Konzert nicht anzugucken. Dies klarzustellen war I.D. offenbar äußerst wichtig, denn das böse Wort des Verrats machte unter rechtsextremen Kreisen die Runde. Dem wollte sie offenbar unbedingt entgegenhalten. Der Titel der Sendung von Nius hieß daher folgerichtig:

„Lügenkampagne entlarvt! Weidel wurde von Gloria gar nicht ausgeladen“

Im Folgenden werden wir uns auf dieses erste Interview mit Nius durch den Moderator Alex Purrucker beschränken, denn in allen weiteren Formaten sagte sie so ziemlich dasselbe. Das Nius-Interview wurde am 23.07.2025 geführt, zwei Tage nach dem verhinderten Festspielbesuch Weidels. Wir dokumentieren die wichtigsten Statements der Milliardärin, falls nötig mit kurzen Anmerkungen. Hier nun Gloria von Thurn und Taxis im O-Ton:

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Proteste, wenn irgendwelche Künstler aufgetreten sind, die zu Putin-nah sind oder irgendwelche Gründe werden dann gesucht und dann wurden Proteste veranstaltet. Dieses Mal hatte ich als Privatgast meine Freundin Alice Weidel eingeladen.

Also sie kam an, es war herrlich, saßen nachmittags beim Tee und dann kam eine E-Mail ganz aufgeregt von meiner Sekretärin. Und wir öffnen die E-Mail und dann lese ich das vor und da steht doch bretthart, dass das Festspielrestaurant dem Veranstalter schreibt, du hast für die Gäste der Fürstin, 50 Menschen, einen großen Tisch oder mehrere Tische für sie reserviert heute Abend. Wir werden diese Gäste nicht bedienen, wenn Frau Weidel dabei ist.

Es sei festgehalten, dass offenbar noch vor Vicky Leandros der Caterer Hotel Goliath ein Veto gegen die AfD-Vorsitzende einlegte. Ob dies aus demokratischer Gesinnung heraus geschah oder aus Angst um den geschäftlichen Ruf sei dahingestellt. Auf alle Fälle ist dies positiv zu vermerken.

Alice hat sofort gesagt, Gloria, ich bin das gewohnt. Brauchen wir gar nicht rausgehen. Wir bleiben einfach drinnen. Was meinst du? Sage ich, ja, ist überhaupt kein Problem, wenn wir nur fünf, sechs Leute sind, das kann meine Köchin schaffen. Und dann bleiben wir einfach im Schloss und wenn wir dann später Lust haben rauszugehen und wir merken, die Journaille ist weg.

In der Zwischenzeit kommt die Nachricht, dass sich die Sängerin [Vicky Leandros] bei der Bildzeitung gemeldet hat und die Alice schickt mir diese Meldung auf mein Handy und ich denke, ich sehe nicht richtig.

Dann habe ich die Leandros angerufen und dann hat die Leandros gesagt: „Nein, Gloria, ich werde heute Abend vorlesen von der Bühne runter, dass ich nicht einverstanden bin und ich will das nicht.“ Ich habe schon gemerkt, es hat gar keinen Sinn mit der zu reden. Die ist so verbohrt und wir hatten sowieso keinen Bock auf das Konzert. Wir haben auch noch gelacht, weil wir gesagt haben, die hat wohl einen Vogel, weil ihre Fans, also „Ich liebe das Leben“ [bekanntes Lied von Vicky Leandros], wird sicher nicht von Linken gehört. Also, ihre Fans sind potentielle AfD Wähler, habe ich mir gedacht. Die kann noch nicht ihre eigenen Fans beleidigen, weil „Ich liebe das Leben“, das ist nun wirklich kein Song, den die Linken skandieren oder gerne haben.

Dann kam die andere E-Mail vom Veranstalter. Der hat auch gedroht, ja, die ganzen Sponsoren sind weg und wir können hier zuschließen. Also riesen Tralala, wieder so ein Riesenbohei.

Der Veranstalter ist offenbar erst nach dem Einspruch der Künstler*in aktiv geworden. Demokratische Überlegungen scheinen bei Odeon Concerte keine Rolle gespielt zu haben, sondern allein geschäftliche Beweggründe. Natürlich immer unter dem Vorbehalt, die Schilderungen I.D.s stimmen diesbezüglich.

Es war sehr fröhlich. Frau Dr. Weidel hat sich sehr wohl gefühlt bei uns. Wir haben riesen Spaß gehabt und wir haben halt bedauert, dass die Künstlerin sich so ungeschickt geäußert hat und wir haben noch mehr bedauert, dass der Veranstalter sich so hat unter Druck setzen lassen. Unsere spanischen Freunde haben sogar eins gemacht, die sind rein, haben sich in die erste Reihe gesetzt und kaum hat sie [Vicky Leandros] angefangen zu trällern, sind die aufgestanden, ostentativ, und rausmarschiert. Das fand ich auch ganz süß von denen und das sind Spanier, aber die wollten ihre Solidarität zeigen.

Es wird nicht klar, wer diese ominösen „Spanier“ sind. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass es sich um Sympathisant*innen oder Mitglieder der rechtsradikalen, spanischen Partei „Vox“ gehandelt haben könnte, die, wie ihr deutsches Pendant AfD, millionenfache „Remigration“ zu ihren Zielen zählt.

Wir hatten ja gerade das Sommerinterview gesehen, wie man mit der Frau Dr. Weidel umgeht und es ist einfach wie im Mittelalter, Menschen vogelfrei stellen. Menschen, die im Grunde genommen unbescholtene Bürger sind, werden durch die Politik und die ihr hörige Presse als rechtsradikal dargestellt, was ja mitnichten stimmt.

Wir haben noch die heilige Messe besucht gemeinsam, weil ich habe ja einen sehr netten Hauskaplan, der hat eine schöne Messe gelesen in der Gruftkapelle und dann saßen wir eben alle zusammen und haben den Abend genossen.

Es handelt sich um ihren Hauskaplan Wilhelm Imkamp.

Fakt ist, Vicky Leandros hat tatsächlich sich danebenbenommen, war keine Lady. Mir hat sie einen Gefallen getan, dass ich die Show nicht angucken musste, weil ehrlich gesagt, wegen ihr aus Höflichkeit zu ihr, aber sie hat uns Gott sei Dank diese Pflicht genommen.

Die [Demonstrierenden] sind dann also um den ganzen, wie soll ich sagen, St. Emmeram-Komplex herumprozessiert und haben krakeelt und Bierflaschen in Garten geschmissen. Das ist natürlich auch nicht schön. Das müssen wir ja selber aufräumen und haben da rumkrakeelt. Aber was soll ich Ihnen sagen? Schweinegrunzen dringt nicht bis zum Mond.

Ich finde das ganz toll, wie viele Leute da gekommen [sind]. Es muss sehr teuer gewesen sein für die NGOs. Ich habe dann auch gefragt, was kostet da eigentlich die Stunde? Was kriegen die Leute bezahlt, dass sie da kommen? Ich meine, diesmal waren richtig viele Leute da. Bei den normalen Protesten ist der Emmeramsplatz halb voll. Diesmal war richtig, also ich bin richtig beeindruckt. Das haben die ja in vier Stunden organisiert. Unglaublich, wie der Flashmob organisiert ist. Alles von Steuergeldern bezahlt.

Hier wärmt I.D. die bei Antidemokraten so beliebte Verschwörungstheorie auf, Antifaschist*innen würden von Staat und NGOs fürs Demonstrieren bezahlt, um den Zusammenhalt im „Volk“ zu schwächen. Als einer der Geldgeber wird auch stets der jüdische Milliardär Georg Soros genannt, was auf den Glauben an eine jüdische Weltverschwörung rekurriert und den antisemitischen Kern dieser Verschwörungstheorie offenbart. Auch Gloria von Thurn und Taxis erwähnt Soros, so bei „Achtung Reichelt!“ am 26.01.2025: „Die Linken hatten immer George Soros in ihrem Team“.

Der Dreck im Park ist schrecklich und wir müssen das alles selber machen. Uns hilft dabei niemand. Ich habe nicht so viele Mitarbeiter, wie Sie ja wissen, will ja kein Mensch mehr arbeiten.

Ob I.D. selbst Hand angelegt hat, also gearbeitet hat, darf allerdings tunlichst bezweifelt werden.

Sie [die Leiterin des Festspielrestaurants] hat Druck ausgeübt und wollte, dass wir die Alice Weidel nicht mitbringen, damit niemand nachher sagen kann, du hast die Alice Weidel bedient. Und das hat mich persönlich betroffen gemacht, weil wie gesagt, wir arbeiten mit der Familie seit 40 Jahren zusammen, eng zusammen. Meine Töchter sind mit ihren Töchtern gemeinsam groß geworden. Und das ist halt für mich eine menschliche Enttäuschung, dass wegen einer Politikerin, die demokratisch gewählt ist, so ein Affront. Weil wer meine Gäste beleidigt, beleidigt ja mich mit. My friends have to be your friends, sonst sind wir keine Freunde.

Offenbar kommt es I.D. nicht im Entferntesten in den Sinn, dass es eine Zumutung sein könnte, die Vorsitzende einer rechtsextremistischen Partei bedienen oder bespaßen zu müssen. Diese Ignoranz offenbart natürlich ihre völlige Kongruenz mit den Zielen der AfD. Sie sagt es ja selbst: Wer nicht ein Freund der AfD ist, ist auch nicht mein Freund.

Wir Rechten, wir sollen uns nicht gegenseitig bekämpfen, wir müssen von den Linken lernen, kaderfähig zu sein. Wir müssen genau wie die Linken zusammenhalten und gemeinsam gehen und nicht immer den einen und den anderen Stein in den Weg legen. Ist wirklich ein großer Fehler. Es ist in der Kirche übrigens genauso. Da bekämpfen sich die Konservativen auch und deswegen haben natürlich auch in der Kirche die Linken die Oberhand. Und das merkt man ja in der deutschen Kirche. Die Leute laufen weg und kein Mensch will mehr hin, weil kein Mensch will in der Predigt von Klima und der ganzen Flüchtlingskrise und was weiß ich hören.

Hier verkündet sie also ihren persönlichen Masterplan, die Rechte zu einen. Ganz gleich, wie völkisch, rassistisch, frauenfeindlich, homophob, SS-nostalgisch oder autokratisch, Hauptsache Rechts.

Wir saßen dann zusammen im Salon und viele haben dann zu mir gesagt, Mensch, Gloria, die hat uns, die hat mich so fasziniert. Die ist so klasse die Frau. Ich bin dir so dankbar, dass ich sie kennenlernen durfte. Und genau das darf nicht sein, weil wer die Alice Weidel bei diesem Sommerinterview gesehen hat, wie sie terrorisiert wurde, nicht nur vom Journalisten, sondern auch vom Mob, und sie sich tapfer geschlagen hat mit diesen unmenschlichen Bedingungen, der sagt sich, diese Frau ist klasse.

Genau, Gloria von Thurn und Taxis findet die Vorsitzende der rechtsextremistischen AfD einfach nur klasse. Wer allerdings die Demokratie klasse findet, sollte tunlichst Abstand von I.D. nehmen.


1 Siehe dazu auch Regensburg Digital vom 24.07.2025: „Geradezu gefeiert wird Bischof Voderholzer übrigens von Julian Reichelt in dessen rechtsradikalem Gossenmedium Nius und von Gloria von Thurn und Taxis. Die zur AfD-Propagandistin gemauserte Rechtsextremistin schwadroniert …“ https://www.regensburg-digital.de/regensburger-bischof-als-impulsgeber-einer-rechten-rufmordkampagne/24072025/

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