Der Hofberichterstatter der rechtslastigen Milliardärin Gloria von Thurn und Taxis nähert sich offenbar auch in anderer Beziehung der „Fake-Schleuder Nius“ (Volksverpetzer) des geschassten Bildzeitungsreporters Julian Reichelt an, bei der besagte Dame Dauergast ist. Wie dort interessieren Fakten offenbar kaum noch. Hauptsache Krawall machen. Schutzsuchende, deren Asylbegehren die Durchlauchtigste schon mal als „Krieg“ bezeichnete, seien Schuld an der Absage der CSD-Parade, schwadroniert Eckl. Die Mittelbayerische Zeitung und dessen Journalist*innen wären gut beraten, Eckls Eskapaden beizeiten Einhalt zu gebieten, bevor das Blatt dem rechtspopulistischen Lager zugeordnet werden muss. Recht auf Stadt reichte Strafanzeige und Beschwerde beim Presserat ein. Wir dokumentieren die Eingabe an den Presserat.

Nachdem Eckl alle Schuld der „illegalen Migration“ zuteilte, fiel ihm offenbar ein, dass „auch von Rechtsextremen“ eine Bedrohung für queere Menschen ausgehe. (MZ, 17.06.2025)
An
Deutscher Presserat
Fritschestr. 27/28
10585 Berlin
Beschwerde über Mittelbayerische Zeitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit reichen wir Beschwerde ein über zwei Veröffentlichungen in der Mittelbayerischen Zeitung (MZ) vom 17.06.2025. Es handelt sich um den Bericht „Sicherheitsbedenken: CSD-Parade geplatzt“ sowie den Kommentar dazu: „Selbstaufgabe keine Option“. Verfasser ist jeweils Christian Eckl, laut MZ-Homepage „Mitglied der Chefredaktion / Chefreporter“.
Unseres Erachtens missachten die Artikel den Geist des Pressekodex, der Journalist*innen zu fairer Berichterstattung „nach bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen“ (Präambel) verpflichtet. Insbesondere jedoch sehen wir Verstöße gegen „Ziffer 1 – Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde“ sowie „Ziffer 2 – Sorgfalt“ des Pressekodex.
Zu Artikel „Sicherheitsbedenken: CSD-Parade geplatzt“
Nachdem korrekt berichtet wurde, dass die Christopher-Street-Day-Parade durch die Regensburger Altstadt wegen einer „abstrakten Bedrohungslage“ abgesagt werden musste, werden die Aussagen des Anmelders Alexander Irmisch von der MZ wie folgt wiedergegeben:
„Irmisch, der selbst SPD-Politiker ist, sagt, nicht nur die offene Zuwanderungspolitik und entsprechende Bedrohungslagen durch Islamisten sei Schuld daran, dass sich das Klima auch in Regensburg verändert hat.“
Durch die eingefügten Worte „nicht nur“ wird suggeriert, die „offene Zuwanderungspolitik“ trage nach Ansicht von Herrn Irmisch zumindest eine Mitschuld. Diese Darstellung ist jedoch eine offensichtlich bewusste Verfälschung. Herr Irmisch erklärt auf die Frage von Recht auf Stadt, ob er diese Aussage tatsächlich so gemacht habe:
„Sie haben recht, die Aussage wurde von mir nicht in dieser Form getroffen.
Auf die Nachfrage von Herrn Eckl, „Ob ich die offene Grenz- und Migrationspolitik meiner SPD für die zunehmende Gefährdung von CSDs und die wachsende Queerfeindlichkeit verantwortlich bzw. eine Mitschuld daran sehen würde?“ habe ich wie folgt geantwortet:
Ganz klares Nein. Die größte Bedrohung für CSDs und queere Menschen kommt von Rechten und von Rechtsextremist*innen. Das lässt sich anhand der Zahlen aus dem vergangenen Jahr und den letzten Monaten ganz klar belegen. (…)
Für mich als stellvertretender Bundesvorsitzender der SPDqueer, die bereits in letztem und in diesem Jahr als Gefahr für die queere Community immer und wieder ganz klar rechte und rechtsextremistische Kräfte benannt hat und wir dies auch in den Mittelpunkt unserer CSD-Kampagnen gestellt haben, ist der durch die Verdrehung meiner Aussage entstandene Eindruck mehr als ärgerlich, vor allem, da ich mich in Regensburg u.a. auch im Kartentausch engagiere und die unsolidarische Flüchtlingspolitik der Bundesregierung deutlich kritisiere.“ (Email Alexander Irmisch, 22.06.25)
Die offenbar wahrheitswidrige Wiedergabe von Herrn Irmisch Aussage ist ein klarer Verstoß gegen den Pressekodex, in dem es unter „Ziffer 2 – Sorgfalt“ heißt: „Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“
Zu Kommentar „Selbstaufgabe keine Option“
Der Kommentar bezieht sich unmittelbar auf den Bericht und die darin aufgestellte, jedoch falsche Behauptung, die „offene Zuwanderungspolitik“ sei ein Grund für die Absage. Der Journalist der MZ führt darauf aufbauend aus:
„Ja, die Welt ist eine andere geworden. Täglich erschüttern Meldungen von Messerattacken das Land. Im Nachbarland ermordet ein Amokläufer zehn Menschen und sich selbst. Weil ein Umzug wie die Parade des CSD mit menschlichen Kräften nicht absolut sicher zu schützen ist, hat der Veranstalter nun die Reißleine gezogen. Doch man fragt sich: Wo führt das noch hin? Geben wir künftig auch Dulten auf? Weihnachtsmärkte sind ohnehin zu Festungen geworden. Betonpoller sind die Regel.
Wer nun noch behauptet, die illegale Migration habe die Sicherheitslage im Land nicht verändert, dem ist nicht zu helfen.“
Der faktisch falsche Begriff „illegale Migration“ wird inzwischen auch in der bürgerlichen Presse allgemein für „Flüchtlinge“ verwandt. Der Journalist der MZ behauptet also, Flüchtlinge seien Schuld an den täglichen Messerattacken, am Amoklauf in Österreich und an der Absage der CSD-Parade.
Dies ist unseres Erachtens nicht nur eine offen diffamierende Falschaussage, sondern vor allem eine unerträgliche Herabwürdigung schutzsuchender Menschen. In „Ziffer 1 – Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde“ des Pressekodex wird gefordert: „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“ Hier liegt also ein weiterer eklatanter Verstoß gegen den Pressekodex vor.
Zwar handelt es sich um einen Kommentar und damit um eine Meinungsäußerung. Aber auch eine Meinung muss auf nachprüfbaren Fakten beruhen. Andernfalls ist es bloße Hetze. Diese ist umso perfider, da viele Menschen gerade wegen ihrer Homosexualität oder Queerness fliehen mussten.
Zudem wird jetzt klar, warum die Aussage von Herrn Irmisch im Bericht nicht korrekt wiedergeben wurde. Die offensichtliche Manipulation sollte die krude These des Kommentars stützen.
Wir bitten, eine scharfe Rüge gegen die Mittelbayerische Zeitung auszusprechen, damit das beschädigte Ansehen der öffentlichen Presse wieder hergestellt wird. Doch vor allem geht es um den Schutz höchst vulnerabler Menschen, die nicht der allgemeinen Hetze einer offensichtlich verantwortungslosen Berichterstattung ausgeliefert werden dürfen.
Mit freundlichen Grüßen,
(Unterschrift)
Anlagen
- Artikel und Kommentar aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 17.06.2025
- Emailverkehr zwischen Herrn Irmisch und Recht auf Stadt vom 22.06.2025