Der Film folgt den fünf marokkanischen Jungen die in einer Höhle unter dem Leuchtturm von Melilla leben und von einem Leben in Europa träumen. Weit entfernt von ihren Eltern, klettern sie jede Nacht auf die Schiffe, die sie illegal in ein besseres Leben bringen sollen. Sie nennen sich selbst: Harragas – diejenigen, die ihr Leben verbrennen.
Inhalt
Die marokkanischen Jungen Imad (15), Nourdine (17), Walid (18), Hamza (17) und Aziz (20) leben in einer Höhle unter dem Leuchtturm von Melilla. Jede Nacht brechen sie in den Hafen ein und versuchen, die Schiffe zu besteigen, die zum spanischen Festland auslaufen. Im Schatten der Felsen haben sie und hundert andere Kinder ihre eigene Mikrogesellschaft gegründet, mit ihren eigenen Hierarchien, Gesängen und Regeln. Um sich die Zeit zu vertreiben, telefonieren sie mit ihren Müttern per Video oder filmen sich bei der Verfolgung durch die Polizei. Der Film begleitet die Jungs 5 Jahre lang, von ihrem Leben in den Höhlen bis zu ihren erfolgreichen Fluchtversuchen nach Spanien. Sie nennen sich selbst: Harragas – diejenigen, die die Pässe, die Grenzen, ihr Leben verbrennen.
Regisseur Benjamin Rost
Benjamin Rost arbeitet als Regisseur und Aktivist in Europa und Afrika. Er studierte Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg und Philosophie in München. Zwischen 2017 und 2019 lebte er in Ruanda und Südafrika, um den Start des Jugendfernsehsenders „Iwacu“ für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zu unterstützen und seinen Abschlussfilm „A PORTRAIT ON THE SEARCH FOR HAPPINESS“ mit Unterstützung von ARD / SWR und MfG zu drehen.
Mit seinem Debut-Feature ‘Harraga – Those who burn their lives’ nahm er am Documentary Campus Masterschool Programm teil. Seitdem ist Benjamin auch Mitglied von ACAN (Arab Cultures and Arts Network) und arbeitet aktiv in Marokko.
Interview mit Regisseur
Was war der Ausgangspunkt der Geschichte und wann haben Sie beschlossen einen Film zu machen?
Als Dokumentarfilmer will ich Ungerechtigkeiten aufzeigen. Ich möchte Brücken zwischen Welten bauen, wo vorher keine existierten. Im Jahr 2017, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, als autoritäre Regime Zäune und Mauern um Europa bauten, beschloss ich, einen Film über Grenzen zu drehen. Ohne genau zu wissen, was ich filmen wollte, reisten mein Kameramann Jonas Schneider und ich auf eigene Kosten nach Ungarn, wo Orbán gerade einen Grenzzaun um sein Land errichtete, und dann nach Melilla, dem Ort auf dem afrikanischen Kontinent, wo der größte Grenzzaun in Europa steht: 12 Meter hoch, elektrifiziert und auf beiden Seiten mit Waffen bewacht. Er umgibt die gesamte Stadt. So wenig Melilla in den Medien vertreten ist, aus filmischer und politischer Sicht steckt sie voller Kontraste. Tagsüber spanische Kleinstadt-Normalität: Moscheen und arabische Teeläden säumen die Straßen zwischen spanischer Kolonialarchitektur und Tapas-Bars. Aber wenn es dunkel wird, zeigt Melilla ein anderes Gesicht. An den Grenzen versuchen jede Nacht Dutzende von Kindern den Zaun zu stürmen. Sie werden von der Polizei und dem Militär verprügelt. Pushbacks sind traurige Routine. Deshalb ist Melilla für uns als Filmemacher zu einer tragischen filmischen Allegorie für Europas gescheiterten Asylpolitik Europas. Ein Freiluftgefängnis, das es wert ist, erforscht zu werden
(Das vollständige Interview kann hier nachgelesen werden)
Partner
Bürger*innenasyl (BüSyl) ist eine Arbeitsgruppe des Bündnisses Solidarische Stadt Regensburg. Die Grup- pe versucht, von Abschiebung bedrohten Menschen Schutz zu gewähren. BüSyl finanziert ein Solizimmer, in dem Geflüchtete eine Zeit lang wohnen können, rechtsanwaltliche Hilfe und psychiatrische Gutachten. In den letzten Jahren konnte BüSyl mehreren Dutzend Menschen zu einem dauerhaften Aufenthalt verhelfen.
Sea-Eye gründete sich 2015 in Regensburg. Ziel des Vereins ist es, mit eigenen Schiffen in Seenot geratene Schutzsuchende auf dem Mittelmeer zu retten. Täglich machen sich verzweifelte Menschen in hochseeuntaug- lichen Booten auf den Wegen von Libyen und anderen Ländern nach Europa. Allein im Jahr 2023 starben oder verschwanden laut dem Flüchtlingshilfswerk der Ver- einten Nationen auf dem Mittelmeer mindestens 3.760 Menschen.“
Ein sehenswerter FIlm, der geflohenen Kindern Gesichter und Namen gibt, der ihren Kampf um Überleben und ein Recht auf Leben zeigt. Ihr Leben steht in krassem Gegensatz zu dem Leben vieler unzufriedener Mitbrügerinnen und Mitbürger einer zu satten Gesellschaft, die auch auf Kosten der Existenz dieser Kinder und ihrer Familien lebt.