Haus der Bayerischen Geschichte:
Racist bullshit

Haus1Im Frühjahr 2020 erschien am Haus der Bayerischen Geschichte (HdBG) dieses Werbebanner, das einen mit seiner menschenverachtenden, rassistischen Arroganz und kolonialherrschaftlicher Bildsprache zum kotzen bringt. Glücklicherweise wurde das schnell in leuchtend roter Farbe kommentiert, woraufhin das Banner entfernt wurde. Ersetzt wurde es aber leider durch ein Werbebanner, auf dem neben dem überdimensionalen Löwen ein kleiner „Jim Knopf“ aus der Augsburger Puppenkiste zu sehen ist.

Nicht so gemeint? Ungeschickt, aber nicht rassistisch? Vergiss es.

Wer so denkt, verschließt die Augen vorm eigenen Rassismus. Denn den tragen wir mit weißer Haut alle in uns. Ich muss mein Verhalten ständig darauf prüfen, weil ich nun mal seit meiner Geburt von meiner Stellung in einem rassistischen System profitiere. Und bin verdammt dankbar, wenn mich Leute, die von Rassismus betroffen sind, auf meinen achtlosen Rassismus hinweisen, weil das echt nicht ihre Aufgabe sein sollte.

Aber diese Werbebanner sind kein Fall von „achtlosem Fehler“. Das HdBG, unser aufgezwungener Regensburger CSU Tempel, strotzt von Grund auf vor rechtskonservativem Herrschaftsanspruch. Das obige Banner kann nicht verharmlost werden, indem man es als „veraltet“ abtut, weil es um eine Ausstellung über die 20er Jahre geht. Ein gaffender Klischee-Bayer, der eine winzige, tanzende, schwarze Frau auf eine Motorhaube stellt und sie fotografiert, war damals schon purer Rassismus und ist es immer noch. Wer darüber diskutieren will, muss sich seines eigenen rassistischen Gedankengutes bewusst werden. Dass die Wahl des Werbemotivs kein bisschen unschuldig war, zeigt auch die Wahl des Ersatzbanners. Diese „Jim Knopf“ Darstellung wäre alleine schon Grenzwertig, aber als Ersatz für das sehr klar und deutlich kritisierte vorherige Banner, ist es pure Provokation.

Diese Werbungen verkörpert mehr weiße Gewalt, als man in einem einzigen Text abhandeln könnte. Neben dem offensichtlichen, plump vereinfachten Wohlstands- und Machtgefälle zwischen dem riesigen, voll-backigen Bayer und der winzigen, mageren, schwarzen Frau, die erniedrigender Weise gezwungen ist sich ihm lächerlich sexualisiert und gefällig zu präsentieren, ist auch das Auto relevant (auch wenn das vielleicht den Designern tatsächlich nicht vollständig bewusst war). Aber es war die beginnende Automobilindustrie, die Ende des 19. Jahrhunderts die Völkermörder des Kolonialismus im heutigen Kongo Kinshasa zu neuen Abgründen anspornte. Für die Reifen wurden Unmengen an Gummi gebraucht, die durch Massenmord, Massenvergewaltigungen, Sklaverei und völliger Vernichtung einheimischer Gesellschaften aus dem Kongolesischen Regenwald geerntet wurden. Ohne die Sklavenarbeit und den Tod mehrerer hundert-tausend Kongolesen, wäre die mit dem Ausstellungsnamen „Tempo Tempo“ angesprochene rasante Entwicklung der Industrie nie möglich gewesen.

Das Präsentieren dieser menschlichen Abgründe in Regensburg ist psychische Gewalt und steht für all die Unterdrückung und Misshandlung, welche nicht-weiße Leute immer noch erfahren. Wir dürfen das nicht akzeptieren, sondern müssen aktiv dagegen vorgehen. Unser Deutscher Staat ist immer noch einer der größten wirtschaftlichen Ausbeuter und Massenmörder in der ganzen Welt. Ein paar Werbungen zu verhindern erfüllt natürlich nicht Ansatzweise unsere Pflicht im Kampf gegen Rassismus. Aber es muss selbstverständlich sein, dass wir diesen offensichtlichen Ausdruck davon sofort beenden.

Gerade werden immer wieder Poster mit diesen Motiven in Regensburg verteilt. In Kneipen, auf öffentlichen Plätzen, in Bahnanlagen, an Arbeitsplätzen. Es wäre eine Schande, wenn wir das nicht stoppen.

Haus2Update:

Das Banner hängt wieder. In Abgewandelter Form. Jetzt trägt die schwarze Frau Kleidung. Es handelt sich also nicht mal mehr um eine rassistische Werbung von vor 100 Jahren. Man hat sich darüber Gedanken gemacht, das Bild verändert, und es erneut abgesegnet, immer noch abscheulich rassistisch. Dieses Mal ein Bekenntnis auch zum modernen Rassismus also.

Es ist erbärmlich, dass wir uns mit solchen Themen immer noch beschäftigen müssen. Deutscher Rassismus wird mit deutschen Waffen in die Welt getragen. Die Menschen, die davor flüchten, werden dem Elend und dem Tod überlassen. Jetzt brennt Moria. Das sind die Dinge, die wir in erster Linie bekämpfen müssen. Über ein ekelhaftes Plakat gibt es nichts zu diskutieren, es muss einfach weg.

Quellen:

“The looting Machine” – Thomas Burgis
“Politics and post-colonialism” – Pal Ahluwalia
“How Europe underdeveloped Afrika” – Walter Rodney
“Afrcains, levons-nous!” – Patrice Lumumba

Kommentare

  1. M.Arienaltar

    Das Update ist “Bullshit”! Was ist an einer bekleideten und tanzenden Josephine Baker denn abscheulich rassistisch?
    Klären Sie uns auf!

  2. Avatar-FotoSozialrevolutionäre Aktion (Post author)

    Das Problem ist natürlich nicht die Person Josephine Baker.
    Dieses Plakat in einer Ausstellung zu zeigen, wo über den Kontext informiert wird und die problematische Darstellung ausführlich diskutiert wird, wäre eine ganz andere Frage. Aber die Darstellung völlig unkommentiert in der Stadt zu verbreiten ist rassistisch. Die erniedrigenden Machtverhältnisse, Exotisierung und Objektivierung, die hier gezeigt wird, ist abscheulich, egal um wen es sich handelt.
    Die Begründung dafür findet sich im Artikel.

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