Pressemitteilung Bündnis gegen Abschiebelager:
Presseerklärung zur versuchten Abschiebung am 30.4.2019 im Ankerzentrum Regensburg

logobgargbDas Bündnis gegen Abschiebelager (BgA) hat sich vor zwei Jahren gegründet, um sich mit den Menschen im Lager auszutauschen, zu vernetzen und ihre Isolation zu durchbrechen. Durch Berichte soll die Regensburger Stadtgesellschaft über das Abschiebesystem informiert werden, Solidarität soll gezeigt werden und gemeinsam gegen das Abschiebelager Position bezogen werden.

Wie wichtig dies ist, hat sich bei der versuchten Abschiebung am Dienstag gezeigt.

Seit Bestehen des Transitzentrums, das letzten Sommer in ein Ankerzentrum umgewandelt wurde, gehören nächtlich durchgeführte Abschiebungen zum alltäglichen Leben der Geflüchteten dort. So kennen sie Großeinsätze der Polizei, die sehr oft von Hunden begleitet werden, um die Bedrohung zu verstärken und den Menschen mehr Angst zu machen. Sie erleben immer wieder, dass Alle nachts die Zimmer verlassen müssen und nach Personen gesucht wird, die dann gewaltsam abgeschoben werden. Diese Einsätze führen zu einer permanenten Verunsicherung von Geflüchteten, zu Angstzuständen bis hin zu Retraumatisierungen.

Am Dienstag Morgen war es wieder einmal so weit. Es stand eine sogenannte Dublinabschiebung eines Geflüchteten nach Italien an. Doch dieser Mann lebt mit Frau und 2 Kindern im Abschiebelager. Uns wurde berichtet, dass die Vaterschaft rechtlich anerkannt sei. Obwohl es bei Abschiebungen immer wieder zu Familientrennungen kommt, waren sie im Ankerzentrum in Regensburg bisher eher die Ausnahme. Somit ist auch in Regensburg das letzte Minimum an Menschlichkeit über Bord geworfen.

Deshalb verwundert es nicht, dass er und seine Frau alles versucht haben, diese Abschiebung zu verhindern. So habe sich die Frau vor das Auto, mit dem ihr Mann abgeschoben werden sollte, gelegt, um dies zu verhindern. Geflüchtete, die diese Abschiebung, die Trennung der Familie und das Handeln der Polizei, beobachtet haben, waren sehr wütend und zeigten ihre Solidarität mit der Familie. Die Abschiebung des Betroffenen scheiterte wohl an seinem Widerstand am Flughafen, so dass seine Abschiebung letztendlich nicht durchgeführt werden konnte.

In einigen Regensburger Medien gab es Kurzberichte über diesen Abschiebeversuch. Darin wird nicht klar erwähnt, dass der Mann von seiner Familie getrennt werden sollte. Die Artikel klingen wie von einem Polizeibericht übernommen ohne die geringste Empathie für die betroffene Familie und die Auswirkungen der Abschiebung zu zeigen. Zum Beispiel heißt es, „der Mann habe sich in außergewöhnlicher Art und Weise unter Mitwirkung seiner Frau und Kinder der Abschiebung widersetzt.“ Wir fragen uns, was noch alles noch passieren muss, bis auch die Presse anfängt, kritische Fragen zu stellen. Was noch alles passieren muss, bis auch Regensburger Medienhäuser ihrem Auftrag einer ausgewogenen Berichterstattung nachkommen, indem sie zum Beispiel Kontakt mit Betroffenen im Ankerzentrum aufnehmen und auch deren Perspektive zu Wort kommen lassen. Oder Offensichtliches thematisieren – etwa wieso ein Vater von Frau und Kindern getrennt werden sollte.

Was ist daran außergewöhnlich, dass eine Familie bis aufs Letzte darum kämpft nicht auseinandergerissen zu werden? Was ist daran außergewöhnlich sich gegen eine Abschiebung nach Italien, also ein Leben auf der Straße, zu wehren?

Und wie gut ist es, dass es zu Solidaritätsaktionen anderer Geflüchteten gekommen ist. Wo ist unsere Solidarität, wo ist die Solidarität der Menschen, die sicher in Regensburg leben können?

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